100 Tote nach Gewalt gegen Protestbewegung im Sudan
Laut Ärzten ist die Zahl der Toten beim gewaltsamen Vorgehen der Armee gegen die Protestbewegung in Khartum (Sudan) auf mehr als 100 gestiegen.
Das Wichtigste in Kürze
- Am Montag ist die Armee gegen die Protestbewegung im Sudan vorgegangen.
- Gewaltsam wurden Blockaden von tausenden Demonstranten geräumt.
- Laut Ärzten sind mindestens 100 Menschen getötet worden – zuletzt war von 60 die Rede.
Nach dem gewaltsamen Vorgehen gegen die Protestbewegung im Sudan ist die Zahl der Toten auf mehr als hundert gestiegen. Unter den inzwischen 108 Toten seien 40 Leichen, die im Nil entdeckt worden seien. Das erklärte das oppositionsnahe Zentralkomitee sudanesischer Ärzte am Mittwoch. Mehr als 500 Menschen wurden demnach verletzt.
Der herrschende Militärrat hatte am Montag in der Hauptstadt Khartum gewaltsam Blockaden von tausenden Demonstranten gewaltsam räumen lassen. Seit rund zwei Monaten hatten die Demonstranten rund um das Armee-Hauptquartier eine zivile Regierung für das nordostafrikanische Land gefordert.
«Nicht offen für Gespräche»
Nach der blutigen Beendigung der Demonstrationen hatte der regierende Militärrat und die Opposition die Gespräche über eine Übergangsregierung abgebrochen. Ein neuerliches Gesprächsangebot des Chefs des Militärrats, General Abdel Fattah al-Burhan, lehnte die Protestbewegung am Mittwoch ab.
Ein Sprecher des Berufsverbands SPA sagte der Nachrichtenagentur AFP: «Das sudanesische Volk ist nicht offen für Gespräche mit diesem Übergangsmilitärrat, der Menschen tötet.» Er führt im Sudan die Proteste an. Vor jeglichen Gesprächen über den politischen Prozess in dem Land müsse es «Gerechtigkeit» geben und «Verantwortung» übernommen werden.
Streit über Führung eines gemeinsamen Übergangsrats
Der Militärrat hatte nach dem Sturz des langjährigen Staatschefs Omar al-Baschir infolge von monatelangen Massenprotesten im April die Führung übernommen.
Ein gemeinsamer Übergangsrat solle die Geschicke des Landes in den kommenden drei Jahren lenken. Darauf einigte sich die Protestbewegung Mitte Mai mit dem Militärrat. Seither herrschte aber Streit darüber, welche Seite dieses Gremium führen soll.
Angesichts der angespannten Lage in dem Krisenstaat entschieden die Vereinten Nationen, einen Teil seiner Mitarbeiter aus Khartum abzuziehen. Grossbritannien berief «nicht notwendige» Mitarbeiter aus seiner Botschaft in Khartum ab.