Militärführung: Mehr als 1600 Erdbeben-Tote in Myanmar
Nach dem Erdbeben in Myanmar ist die Zahl der bestätigten Toten nach Medienberichten auf 1644 gestiegen.

Das Wichtigste in Kürze
- Nach dem Erdbeben in Myanmar ist die Zahl der bestätigten Toten auf 1644 gestiegen.
- In Bangkok wurde währenddessen die erste Leiche aus den Hochhaus-Trümmern geborgen.
- Helfer suchen in der thailändischen Metropole fieberhaft nach Überlebenden.
Nach dem Erdbeben in Myanmar ist die Zahl der bestätigten Toten nach Medienberichten auf 1644 gestiegen. Wie die einheimische Nachrichtenseite «Myanmar Now» unter Berufung auf die Militärführung des südostasiatischen Landes berichtete, wurden zudem mehr als 3'400 Menschen verletzt. Es würden 139 Personen vermisst.
Es dringen bisher jedoch nur wenige Informationen nach aussen. Die in dem Bürgerkriegsland regierende Experten befürchten jedoch, dass weit mehr Menschen ums Leben gekommen sein könnten. Die Lage in dem Land ist dramatisch. Wie auf Fotos zu sehen ist, sind etliche Häuser in sich zusammengebrochen, Brücken eingestürzt und ein Krankenhaus im Bundesstaat Shan wurde völlig zerstört.
Laut «Myanmar Now» brachte die Naturkatastrophe auch den Flugverkehrskontrollturm auf dem internationalen Flughafen der Hauptstadt Naypyitaw zum Einsturz. Dabei seien mindestens sechs Menschen ums Leben gekommen, berichtete die Nachrichtenseite unter Berufung auf eigene Quellen.
Erdbeben mit Stärke von 7,7
Am Freitag hatte die Erde in Südostasien heftig gebebt und schwere Zerstörungen angerichtet. Das Deutsche Geoforschungszentrum (GFZ) in Potsdam und die US-Erdbebenwarte (USGS) geben die Stärke mittlerweile mit 7,7 an.
Zudem registrierten beide Institute ein paar Minuten später etwas südlich ein weiteres starkes Erbeben – GFZ und USGS meldeten hier eine Stärke von 6,5 beziehungsweise 6,7. Es gab zahlreiche weitere Nachbeben.

Das Epizentrum des stärksten Bebens lag in der Nähe von Mandalay, der mit 1,6 Millionen Einwohnern zweitgrössten Stadt Myanmars. Das Beben war auch in Thailand, China und Vietnam teils deutlich zu spüren.
Das Rote Kreuz in Myanmar sprach von verheerenden Schäden. Es bestehe grosse Sorge, dass Dämme am Fluss Irrawaddy brechen könnten. Im Bundesstaat Shan stürzte Berichten zufolge ein Krankenhaus ein. Ein Mitglied der Rettungsmannschaften sagte der Deutschen Presse-Agentur, das Militär unterbreche vielerorts oft die Internetverbindung wegen der dort andauernden Konflikte.
Besorgniserregende Schätzung
Damit bleibt die Lage in Myanmar zusätzlich unübersichtlich. Seit einem Militärputsch im Februar 2021 versinkt das frühere Birma ohnehin schon in Gewalt und Chaos, verschiedene Rebellengruppen kämpfen teils erfolgreich gegen die Armee.
Aus dem Land dringen nur wenige Informationen nach aussen. Die Militärjunta informiert über bestätigte Todesfälle. Detailliertere Listen würden noch erarbeitet, hiess es.

Laut einer Schätzung der US-Erdbebenwarte könnte die Opferzahl in die Tausende gehen. Das Institut befürchtet, dass in Myanmar und den anderen betroffenen Regionen insgesamt mehr als 10'000 Menschen ums Leben gekommen sein könnten.
Die Europäische Kommission teilte am Freitagabend mit, den Copernicus-Satellitendienst zu aktivieren, um die Folgen des Erdbebens besser beurteilen zu können.
Hilfe von einem der wenigen Verbündeten
In China, einem Nachbarstaat Myanmars und einer der wenigen Verbündeten des Bürgerkriegslandes, hatte das Erdbeben die südwestliche Provinz Yunnan mit am stärksten getroffen. In der Stadt Ruili, die rund 300 Kilometer vom Epizentrum in Myanmar entfernt liegt, wurden laut Staatsmedien fast 850 Häuser beschädigt.
Zwei Menschen wurden dort verletzt. Die Behörden prüften den Angaben zufolge nach dem Beben den Zustand von Wasserschutzprojekten und Strom-Anlagen.
Die Volksrepublik, einer der wenigen Verbündeten Myanmars, schickte nach Angaben staatlicher Medien ein kleines Team des Katastrophenschutzes mit Spezialgeräten über die Grenze nach Myanmar.
Zudem sagte das chinesische Aussenamt weitere Hilfe und umgerechnet etwa 12,7 Millionen Euro Unterstützungsgelder zu. Staats- und Parteichef Xi Jinping sprach Militär-Junta-Chef Min Aung Hlaing sein Mitgefühl aus.
Bangen in Thailand geht weiter – erste Leiche aus Hochaus-Trümmern geborgen
In Thailand haben Rettungskräfte mittlerweile einen weiteren toten Arbeiter aus den Trümmern des eingestürzten Hochhaus-Rohbaus in Bangkok geboren. Wie die Zeitung «Khaosod» berichtete, hoben die Helfer den Leichnam in den frühen Morgenstunden (Ortszeit) mit einem Kran und einem Metallkorb aus den Überresten des eingestürzten Gebäudes.
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Die Suche nach weiteren Verschütteten läuft. Auch Spürhunde sind im Einsatz. Es gibt Hoffnung, Überlebende zu finden: Am Samstag hatten die Teams Lebenszeichen in den Trümmern vernommen und kämpfen nun gegen die Zeit, eingeschlossene Arbeiter sie zu befreien oder sie zumindest erst mal rechtzeitig mit Wasser und Nahrung zu versorgen.
Nach Angaben des thailändischen Senders Thai PBS von Samstag wurden bislang acht Tote geborgen. 46 Menschen werden immer noch vermisst. Auch wenn das Beben das Hochhaus in Bangkok letztlich zum Einsturz brachte: Die thailändischen Behörden haben mittlerweile eine Untersuchung eingeleitet, um zu ermitteln, wie es so weit kommen konnte, wie die «Bangkok Post» berichtete.
Demnach war das Bürogebäude ein Joint-Venture-Projekt der Italian-Thai Development Plc und einer Tochtergesellschaft der China Railway No.10 Engineering Group, die zum chinesischen Staatsbetrieb China Railway Engineering Corporation (CREC) gehört.
Hilfe aus dem Ausland läuft an
Besonders für das vom Bürgerkrieg geschundene Myanmar lief nach dem Beben Hilfe aus dem Ausland an. Aus Deutschland schickte der Hilfsdienst Malteser International ein Nothilfeteam in die betroffenen Gebiete. China entsandte nach Angaben staatlicher Medien mehrere Teams des Katastrophenschutzes mit Spezialgeräten nach Myanmar. Laut Xinhua befreite ein chinesisches Team einen Mann in Naypyidaw nach 40 Stunden aus den Trümmern eines Krankenhauses. Auch die thailändische Regierung teilte mit, trotz eigener Betroffenheit Spezialteams nach Myanmar geschickt zu haben, die Such- und Rettungsarbeiten und bei der Erfassung von Schäden unterstützen sollen.
Auch Myanmars im Westen angrenzendes Nachbarland Indien schickte erste Hilfsgüter. Ein Flugzeug der indischen Luftstreitkräfte sei mit einer 15 Tonnen schweren Ladung mit Hilfsmaterialien wie etwa Zelte, Decken, Generatoren und Arzneien in der Stadt Yangon gelandet, teilte das Aussenministerium in Neu-Delhi. Begleitet wurde die Lieferung demnach von einer Gruppe von Such- und Rettungskräften sowie von einem medizinischen Team.
Weitere Nachbeben
Es besteht die Gefahr weiterer Erdstösse. Die thailändische Wetterbehörde verzeichnete einen Tag nach dem schweren Beben weitere Erschütterungen. Von den 77 gemessenen Erdstössen, die sich hauptsächlich auf dem Gebiet des im Norden angrenzenden Myanmars ereigneten, waren allerdings die meisten deutlich schwächer und mitunter kaum zu spüren, wie es hiess.
Derweil kehrte wieder etwas Alltag in die thailändische Hauptstadt zurück. Im öffentlichen Nahverkehr nahmen einige U-Bahnlinien wieder den Betrieb auf. Andere wurden noch weiter auf Schäden überprüft. Die Regierung will ausserdem Gebäude grossflächig auf Schäden kontrollieren lassen.