Schwerer Anschlag erschüttert Süden von Somalia
Der Süden Somalias ist am Wochenende vom schlimmsten Anschlag seit Jahren erschüttert worden.
Das Wichtigste in Kürze
- Islamistische Shebab-Miliz tötet mindestens 26 Menschen bei Angriff auf Hotel.
Bei einem Angriff der islamistischen Shebab-Miliz auf ein Hotel in der Hafenstadt Kismayo wurden mindestens 26 Menschen getötet und 56 weitere verletzt. Unter den Opfern der mehrere Stunden andauernden Attacke waren nach Angaben der örtlichen Regierung auch mehrere Ausländer, darunter eine bekannte kanadisch-somalische Journalistin. Die US-Mission in Somalia und die Afrikanische Union (AU) verurteilten den Anschlag.
Nach fast zwölfstündiger Belagerung des Hotels Medina im Zentrum der rund 500 Kilometer südwestlich von Mogadischu gelegenen Stadt konnten die Sicherheitskräfte den Angriff beenden. Die Terroristen seien erschossen worden, sagte Mohamed Abdiweli von den örtlichen Sicherheitsbehörden. Die Behörden gingen demnach von vier Angreifern aus.
Unter den Getöteten seien zwei US-Bürger, ein Brite, eine Kanadierin, drei Tansanier und drei Kenianer, erklärte der Präsident der teilautonomen Region Jubaland im Süden Somalias, Ahmed Madobe. Mindestens vier der Getöteten hatten eine doppelte Staatsbürgerschaft, wie AFP von Angehörigen erfuhr.
Der Angriff begann am späten Freitagnachmittag, als ein mit Sprengstoff beladenes Auto in den Eingangsbereich des Hotels krachte und explodierte. Im Anschluss verschafften sich mehrere schwer bewaffnete Männer, einem Zeugen zufolge in Armeeuniformen gekleidet, Zugang zu dem Hotel und lieferten sich mit den dortigen Sicherheitskräften ein stundenlanges Feuergefecht. Augenzeugen berichteten von einer «sehr grossen» Explosion und von «Chaos» im Inneren des Hotels.
Die US-Mission in Somalia erklärte, sie werde den Kampf gegen gewaltsamen Extremismus «mit unseren somalischen und internationalen Partnern» fortführen. Der AU-Sondergesandte Francisco Madeira sagte, die Angreifer verfolgten eine «kriminelle, mörderische und zerstörerische Agenda». Der Anschlag habe darauf abgezielt, «den Fortschritt in Somalia zu behindern».
Zum Zeitpunkt des Anschlags hielten sich im Vorfeld der Präsidentschaftswahlen in Jubaland im August vor allem Politiker und Unternehmer in dem zentral gelegenen Hotel auf. Örtlichen Behörden zufolge war auch ein Präsidentschaftskandidat unter den Toten.
Die somalische Journalistengewerkschaft SJS bestätigte den Tod des Journalisten Mohamed Sahal sowie der Online-Aktivistin und Journalistin Hodan Naleyeh. «Dies ist ein sehr trauriger Tag für somalische Journalisten», erklärte SJS-Direktor Ahmed Mumin.
Naleyeh, deren Ehemann auch getötet wurde, war erst vor kurzem aus Kanada nach Somalia zurückgekehrt und besass beide Staatsbürgerschaften. Sie setzte sich unermüdlich für Einigkeit und Freiheit in Somalia ein und hatte eine eigene Online-Sendung mit Namen «Integration» ins Leben gerufen. In den Online-Netzwerken löste die Nachricht von ihrem Tod grosse Trauer aus.
Die mit dem Al-Kaida-Netzwerk verbündete Shebab-Miliz bekannte sich zu der Attacke auf das beliebte Hotel. Die Miliz kontrollierte über Jahre weite Teile Somalias, so auch Kismayo. Der Anschlag vom Wochenende war der schwerste dort, seitdem die Islamisten 2012 die Kontrolle über die Stadt verloren.