Myanmars Militär lässt die Muskeln spielen
Zehntausende Menschen protestieren in Myanmar trotz wachsender Militärpräsenz gegen den Putsch und die neue Junta. Doch die Angst vor dem Militär wächst.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Angst vor einer Eskalation der Militärgewalt in Myanmar wächst.
- Trotzdem protestieren Zehntausende gegen den Putsch.
Mit dem Mut der Verzweiflung protestieren Zehntausende Menschen in Myanmar trotz wachsender Militärpräsenz gegen den Putsch und die neue Junta. Einsatzkräfte gingen auch am Montag brutal gegen friedliche Demonstranten vor.
In der nördlichen Stadt Mandalay fielen Berichten zufolge Schüsse. Auch in vielen anderen Landesteilen, darunter in der grössten Stadt Rangun, trotzten Menschen den Drohungen der Armee.
Bereits am Sonntag hatten Sicherheitskräfte in Myitkyina im Norden des Landes auf Teilnehmer einer Kundgebung geschossen, die in Panik flüchteten. In Rangun waren am Wochenende Panzer aufgefahren. Auch in anderen Landesteilen waren Militärfahrzeuge auf den Strassen - offensichtlich, um die Bevölkerung einzuschüchtern. In der Nacht zum Montag war zudem das Internet gesperrt worden.
Demokratische Reformen durch Putsch zunichtegemacht
Schon in der Vergangenheit schlug das Militär jeden Widerstand brutal nieder. Es hatte das südostasiatische Land fast 50 Jahre lang mit eiserner Hand regiert.
Erst vor zehn Jahren wurden zaghafte demokratische Reformen eingeleitet. Dies bis zum Putsch in der Nacht zum 1. Februar.
Angeblicher Auslöser sollen Unregelmässigkeiten bei der Parlamentswahl im November gewesen sein, die Suu Kyi klar gewonnen hatte. Im Zuge des Putsches setzte das Militär die frühere Freiheitsikone gemeinsam mit vielen weiteren Politikern fest. Die Friedensnobelpreisträgerin soll sich im Hausarrest befinden.
Regierungschefin festgenommen
Eine für Montag geplante Anhörung der entmachteten und festgesetzten Regierungschefin Aung San Suu Kyi wurde auf Mittwoch verschoben. Geplant ist offenbar eine Videoschalte. Dies berichtet das Nachrichtenportal «Frontier Myanmar» unter Berufung auf den Anwalt Khin Maung Zaw. Suu Kyis Partei Nationale Liga für Demokratie hat ihn zum Verteidiger der 75-Jährigen ernannt.
Ob Suu Kyi anschliessend freikommt, gilt als fraglich. Ihr wird vorgeworfen, gegen die Import-Export-Gesetze des Landes verstossen zu haben. Bei einer Hausdurchsuchung kurz nach dem Putsch sollen Funkgeräte in ihrem Haus gefunden worden sein. Es werde geprüft, ob diese illegal ins Land gebracht worden seien, hiess es.
Strenge Strafgesetzgebung bei «Aufruhr» und «Hochverrat»
Berichten zufolge droht ihr bis zu drei Jahre Haft. Die Junta soll zudem die ohnehin strenge Strafgesetzgebung bezüglich Vorwürfen wie «Aufruhr» und «Hochverrat» verschärft haben. So können sie härter gegen Politiker, Aktivisten und Demonstranten vorgehen.