Neu-Delhi kämpft mit Fahrverboten gegen heftigen Smog
Das Wichtigste in Kürze
- Privatautos dürfen seit Montag nur noch an jedem zweiten Tag genutzt werden.
- Die Feinstaubbelastung erreicht Werte von mehr als 600 Mikrogramm pro Kubikmeter.
- Das ist 25 Mal mehr als erlaubt.
Privatautos dürfen seit Montag nur noch an jedem zweiten Tag genutzt werden. Die Luftverschmutzung sei «unerträglich» geworden, sagte der Regierungschef der Hauptstadtregion Delhi, Arvind Kejriwal. Auch das berühmte Mausoleum Taj Mahal leidet unter dem Feinstaub, der schon seit Tagen weit über den Grenzwerten liegt.
Über die 20-Millionen-Stadt Neu-Delhi legt sich jeden Winter eine Dunstglocke. Diese wird durch Fahrzeug- und Industrieabgase und Bauern, die in der Umgebung abgeerntete Weizen- und Reisfelder abbrennen, verursacht.
In den Armenvierteln der Hauptstadt nutzen zudem viele Menschen offenes Feuer zum Kochen und Heizen. Oft tritt der Smog kurz nach dem hinduistischen Lichterfest Diwali auf, das Ende Oktober mit viel Feuerwerk gefeiert wird.
Schulunterricht fällt aus
«Überall ist Rauch und die Menschen – Junge, Kinder und Alte – können kaum atmen». Dies sagte Kejriwal in einem Video im Onlinedienst Twitter. Kejriwals Regierung hat wegen des giftigen Smogs den Gesundheitsnotstand ausgerufen. In Schulen findet seit Freitag kein Unterricht statt, Baustellen wurden mindestens bis Dienstag gesperrt.
Am Sonntag wurde zudem ein Fahrverbot für die Hälfte der Privatautos der 20-Millionen-Stadt angeordnet. Autos mit einer geraden oder ungeraden Zahl im Nummernschild müssen nun jeden Tag abwechselnd stehen bleiben. Diesel-Lastwagen dürfen nur noch in die Hauptstadt fahren, wenn sie lebensnotwendige Güter geladen haben.
Um die Fahrverbote durchzusetzen und Bussgelder von über 55 Franken zu verhängen, sind in Neu-Delhi über 600 Polizisten im Einsatz. Viele Autofahrer hielten sich aber offenbar nicht an die Fahrverbote.
Zudem gibt es viele Ausnahmen. Dies unter anderem für die sieben Millionen Motorradfahrer, den öffentlichen Nahverkehr und Autos, die nur von Frauen genutzt werden.
Nicht nur Neu-Delhi betroffen
Die Belastung mit gefährlichen Feinstaubpartikeln erreichte nach Angaben der US-Botschaft in Neu-Delhi immer noch mehr als 600 Mikrogramm pro Kubikmeter. Das sind fast 25 Mal mehr, als der Grenzwert der Weltgesundheitsorganisation (WHO) erlaubt. Die PM-2,5-Feinstaubpartikel können durch die Blutbahn in die Lunge eindringen und schwere Atemwegs- und Herzerkrankungen verursachen.
Auch andere Teile des Landes sind von dem dichten Smog betroffen. Zum Schutz des Taj Mahal brachten die Behörden einen Luftreiniger zu Indiens wichtigstem touristischen Wahrzeichen. Wie die Nachrichtenagentur PTI berichtete, befürchten die Behörden, dass die teilweise giftige Luft die Marmorkonstruktion aus dem 17. Jahrhundert schädigen könnte.
Umweltschützer forderten Indiens Premierminister Narendra Modi auf, das Problem endlich anzugehen. Umweltminister Prakash Javadekar erhob dagegen Vorwürfe gegen Kejriwal, den Regierungschef von Neu-Delhi. Er nutze die Smog-Krise als Wahlkamfthema für die Regionalwahl im kommenden Jahr zu nutzen. Auch ein Abgeordneter der Regierungspartei BJP kritisierte die Fahrverbote als Wahlkampfmanöver und kündigte an, sich nicht daran zu halten.