Nigeria und Deutschland fassen Plan für Rückgabe von Benin-Bronze
Jahrzehnte drückten sich deutsche Museen und Verantwortliche vor Restitution von geraubtem Benin-Bronzen. Nun soll die Rückgabe an Nigeria aber erfolgen.
Das Wichtigste in Kürze
- Deutschland will das Benin-Bronze im nächsten Jahr an Nigeria zurückgeben.
- Dort soll es in einem neuen Museum ausgestellt werden.
Bei den Rückgaben der als Raubgut geltenden Benin-Bronzen an Nigeria soll der Druck auf deutsche Museen und politisch Verantwortliche bleiben. «Uns ist es sehr ernst, wir wollen damit jetzt weiterkommen», sagte Parzinger am Sonntag. «Da ist jetzt schon eine gewisse Dynamik drin, die kann man auch nicht mehr aufhalten. Das ist uns wichtig», ergänzte der Präsident der Stiftung Preussischer Kulturbesitze.
Nach langem Zögern wurde Rückgabe angekündigt
Zuvor waren einige Vertreter zu fünftägigen Gesprächen nach Nigeria gereist. Ende April hatten deutsche Museumsspitzen und politisch Verantwortliche die Rückgaben der wertvollen Kulturschätze für das kommende Jahr angekündigt. Davor hatten es in dieser Thematik ein jahrelanges Zögern gegeben.
Die Objekte stammen grösstenteils aus den britischen Plünderungen des Jahres 1897. Bronzen aus dem Palast des damaligen Königreichs Benin sind in zahlreichen deutschen Museen zu finden. Allein Berlins Ethnologisches Museum verfügt über rund 530 historische Objekte aus dem Königreich Benin, darunter etwa 440 Bronzen.
Zusammenarbeit mit Nigeria angestrebt
«Es war sehr eindrucksvoll zu sehen, wie wichtig dieses kulturelle Erbe für die Menschen dort ist. Ihr Schmerz über den Verlust ist gross», sagte Parzinger nach seinem ersten Besuch in Nigeria. «Es geht darum, ein historisches Unrecht wiedergutzumachen. Es ist aber dennoch wichtig auch dem Rechnung zu tragen, dass diese Dinge über ein Jahrhundert weltweit gezeigt worden sind.»
Nun gehe es um Kooperation. «Wir wollen nicht nur Kulturgüter zurückgeben und das Thema dann abhaken, sondern dauerhaft zusammenarbeiten.» Dafür solle das in Benin City geplante Museum unterstützt werden. «Die Rückgaben sind der erste Schritt, um zu einem ganz neuen Verhältnis miteinander zu kommen.»
Rückgabe ohne Bedingungen im nächsten Jahr
Gleichzeitig betonte Parzinger: «Der Bau des Museums ist keine Bedingung für Rückgaben.» Ein erster Pavillon solle Ende 2022 fertig sein, der Museumsbau werde etwas länger brauchen. «Wir halten an dem Beschluss, im nächsten Jahr mit Rückführungen zu beginnen, auf jeden Fall fest», sagte er.
Es sei zu früh, über Zahlen zu sprechen. «Aber es geht nicht um zwei, drei symbolische Stücke. Wir wollen wirklich substanziell zurückgeben.» Alle Gesprächspartner hätten auch deutlich gemacht, «dass nach Rückgabe auch weiterhin Kunst aus Benin in deutschen Museen präsent sein soll».
Im Juni soll an Ratssitzung Beschluss gefasst werden
«Es ist schon auch wichtig, dass wir uns ein bisschen nach dem Tempo und dem Zeitplan in Nigeria richten. Man muss dort auch genügend Möglichkeiten haben, sich entsprechend vorzubereiten und vor Ort zu organisieren.»
Ein nächster Schritt ist am 29. Juni die Sitzung des Stiftungsrates der Preussen-Stiftung, in dem Bund und Länder sitzen. Dort soll es einen richtungsweisenden Beschluss geben. Im Juli will Nigeria die Pläne für das Edo Museum of West African Art in Deutschland vorstellen.