Oppositionsführer Anwar Ibrahim tritt bei Nachwahl in Malaysia an
Anwar Ibrahim, ein langjähriger Oppositionsführer, tritt fünf Monate nach seiner Freilassung bei der Nachwahl in Malaysia an.
Das Wichtigste in Kürze
- Der wegen Homosexualität inhaftierte Politiker Anwar Ibrahim tritt bei der Nachwahl an.
- Fünf Monate nach seiner Freilassung will Anwar wieder ins Parlament.
In Malaysia ist der langjährige Oppositionsführer Anwar Ibrahim fünf Monate nach seiner Freilassung aus dem Gefängnis bei einer Nachwahl angetreten. Sein Sieg bei der Abstimmung am Samstag galt als sicher, obwohl in dem Wahlkreis in der Küstenstadt Port Dickson noch sechs Gegenkandidaten auf dem Wahlzettel standen. Ein Abgeordneter der Regierungskoalition hatte sein Mandat freiwillig aufgegeben, damit der 71-jährige Anwar wieder ins Parlament einziehen kann.
Ein Parlamentssitz ist die Voraussetzung dafür, dass Anwar auch wieder ein Regierungsamt übernehmen kann. Er gilt als Anwärter für den Posten des Ministerpräsidenten. Malaysias 93-jähriger Regierungschef Mahathir Mohamad hatte nach seiner Wahl im Mai versprochen, nach zwei Jahren zurückzutreten und sein Amt an Anwar abzugeben.
Anwar war seit den 90er Jahren immer wieder in Haft. Der Vorwurf lautete auf Homosexualität, die im mehrheitlich muslimischen Malaysia verboten ist. Anwar und seine Anhänger sahen in diesem Vorwurf allerdings einen Vorwand, um ihn als Politiker zu diskreditieren. Auch sein Parlamentssitz war ihm 2015 wegen einer erneuten Verurteilung für angebliche Homosexualität aberkannt worden.
Einst enge Freunde
Anwar und Mahathir hatten bereits in den 90er Jahren ein enges politisches Verhältnis, ehe sie zu Feinden wurden. Anwar war damals Stellvertreter von Mahathir, als dieser schon einmal das Amt des Ministerpräsidenten ausübte. Nach einem Zerwürfnis endete Anwars politische Karriere, er kam ins Gefängnis und wurde zu einem erbitterten Gegner Mahathirs und prominenten Oppositionspolitiker.
Mahathir gelang bei der Parlamentswahl im Mai ein grosses Comeback. Er besiegte Ministerpräsident Najib Razak und beendete damit die Herrschaft des Regierungsbündnisses Barisan Nasional (BN), das in Malaysia seit der Unabhängigkeit 1957 an der Macht war. Mahathir hatte diesem Bündnis früher selbst angehört. Nach seinem historischen Wahlsieg machte sich Mahathir für Anwars Freilassung stark. Auf sein Betreiben wurde Anwar von König Sultan Muhammad V. begnadigt.
Inzwischen sitzt Ex-Regierungschef Najib in Haft. Er wurde im September im Zuge von Ermittlungen zu einem Korruptionsskandal um den malaysischen Staatsfonds 1MDB verhaftet. Die Ermittler werfen ihm die Veruntreuung von umgerechnet gegen 550 Millionen Franken (2,3 Milliarden Ringgit) vor, die auf seinen Privatkonten gelandet sein sollen. Najib soll sich wegen Veruntreuung, Machtmissbrauchs und Geldwäsche vor Gericht verantworten.