Papageien terrorisieren argentinische Städte
Geflügelter Ärger in Argentinien: Tausende Papageien, die in zwei Gemeinden einfallen, sorgen für ständige Stromausfälle und mit Kot bedeckte Strassen.
Das Wichtigste in Kürze
- Der Lebensraum von argentinischen grabenden Papageien rückt immer näher an die Städte ran.
- Das stellt für Bewohner diverse Probleme dar – zum Beispiel zerstören sie Stromleitungen.
- Versuche, die Vögel zu vertreiben, waren bisher erfolglos.
In Pedro Luro und Hilario Ascasubi hat eine Invasion von Tausenden grabenden Papageien das tägliche Leben auf den Kopf gestellt. Die zwei Gemeinden in der argentinischen Provinz Buenos Aires werden förmlich terrorisiert.
Denn die farbenprächtigen Vögel mit grünem, gelbem und rotem Gefieder sorgen für ständige Stromausfälle. Und: Sie hinterlassen überall ihre Exkremente.
Bereits zweimal musste die Radiostation TAXI FM ihre Antenne reparieren lassen. Kurzschlüsse haben immer wieder Geräte zerstört. Stromausfälle – manchmal sogar mehrere am Tag – haben das Programm abrupt unterbrochen. Alles, weil die Papageien die Leitungen der Städte kaputt machen.
«Tausende und Tausende» Papageien
«Es sind Tausende und Tausende von Vögeln», sagt Radio-Journalist Ramón Álvarez gegenüber der «Washington Post». «Sie beissen nicht nur durch die Kabel durch, sondern ihr massives Gewicht verbiegt auch die Stromleitungen.»
Betroffen ist aber nicht nur das Radio. Auch für Elektrizitätsunternehmen in den Städten entstanden Kosten von mehr als 75 Millionen Pesos (zirka 60'000 Franken).
Die Genossenschaft von Hilario Ascasubi musste sogar Land verkaufen, um die steigenden Kosten zu decken. Dies berichtet Stadträtin María del Valle Otero.
Zehn Vögel «niedlich – aber wenn du Tausende hast, wird es zum Albtraum»
Ausserdem stören die Papageien den Arbeitsalltag und den Schulbetrieb. Sie verwüsten Felder und führen zur Absage von Veranstaltungen. Und: Es gibt wachsende Bedenken hinsichtlich Krankheiten. Insbesondere, nachdem 2022 ein Mensch an Psittakose starb, einer durch Vögel übertragbaren bakteriellen Infektion.
«Es ist eine unhaltbare Situation, die eine sofortige Lösung benötigt», sagt Otero. «Wir können einfach nicht so weiterleben.»
Zwar erinnert sich die Stadträtin daran, dass sie als Kind nur kleine Gruppen der Vögel in den ländlichen Randgebieten beobachtete. Doch in den letzten 30 Jahren hat sich das geändert: «Wenn du zehn Vögel hast, ist es niedlich», sagt die 41-Jährige. «Aber wenn du Tausende hast, wird es zum Albtraum jedes Menschen.»
Die grabenden Papageien sind in Argentinien heimisch. Ihren Namen erhielten sie, weil sie komplexe Tunnel in die hohen Sandklippen Nordpatagoniens graben. In den letzten zehn Jahren haben sie ihre gewohnten Lebensräume aber verlassen. Dabei rücken sie immer näher an Städte wie Hilario Ascasubi und Pedro Luro heran.
Verlassen gewohnte Lebensräume
Paolo Sánchez, ein Agraringenieur, der die Population der Vögel untersucht hat, führt dies auf den Druck durch städtisches Wachstum zurück. «Einerseits begannen die Städte zu wachsen und Landwirtschaft zu betreiben», sagt er. «Andererseits gab es viel Abholzung, und die Papageien verloren ihren Lebensraum, Schutz und Nahrungsquellen.»
Die Städte haben versucht, die Vögel zu vertreiben – bisher ohne Erfolg. Einige Bewohner schlagen gegen Stromleitungen oder winken mit Tüchern, um sie zu verscheuchen. «Sie sind aber unglaublich klug», sagt Otero. «Sobald sie herausfinden, dass etwas harmlos ist, ignorieren sie es einfach komplett.»
Eine Gesetzesänderung im Jahr 2017 hat den Schutz für grabende Papageien ausserdem ausgeweitet. Das Töten der Vögel oder Massnahmen wie Antibabypillen sind ohne Genehmigung nicht zulässig.