Krähen rauben Bewohnern an Zürcher Goldküste den Schlaf
In Meilen ZH wird gekräht, was das Zeug hält. Anwohner nerven sich über den Lärm. Die Versuche der Gemeinde, die Vögel zu vergraulen, waren bisher erfolglos.
Das Wichtigste in Kürze
- Marcel Maurer lebt in der Nähe eine Krähenkolonie in Meilen ZH.
- Nachts rauben die Krähen ihm den Schlaf, tagsüber meidet er wegen des Lärms seinen Balkon.
- Teils hat es in einem einzigen Baum bis zu 15 Nester.
Die Bewohner des Wampflen-Quartiers in Meilen ZH brauchen eine Menge Geduld. Denn Krähen sorgen in der Nachbarschaft für schlaflose Nächte – und das schon seit Jahren.
Auch Marcel Maurer wohnt in der Nähe der Krähen-Nester. Er nervt sich über den «permanenten Lärm». Nau.ch besucht ihn zwischen 8 und 9 Uhr morgens – das Geschrei ist unüberhörbar.
Im Sommer auf dem Balkon zu sitzen, sei unmöglich, klagt Maurer. «Man versteht das eigene Wort nicht mehr.» Dadurch gehe Lebensqualität verloren.
Bis zu 15 Nester auf einem Baum
Auch an friedlichen Schlaf sei nicht zu denken. «In der Nacht werden wir zum Teil aufgescheucht durch den Lärm», meint Maurer. Denn sobald jemand mit dem Hund vorbeilaufe oder ein Fuchs in der Nähe sei, würden die Krähen Alarm schlagen.
Maurer lebt seit drei Jahren mit dem Lärm, das Problem bestehe aber schon deutlich länger – seit 2016. «Die Gemeinde sagt, sie hat schon alles versucht.» Daran zweifelt Maurer.
So habe die Gemeinde zwar künstliche Uhus zur Krähen-Abschreckung montiert. Aber: «Die wurden absolut dilettantisch aufgehängt. So hatten die Vögel gar keinen Respekt mehr und erst recht keine Angst», nervt sich Maurer.
Im Winter wurde in dem Waldstück geholzt. Seitdem habe es tatsächlich weniger Krähen – die zurückgebliebenen verteilen sich aber auch auf weniger Bäume. «Das heisst, auf einem einzigen Baum haben wir bis zu 15 Nester, was wir bis jetzt nie hatten», meint Maurer.
Er hat genug – und fordert, dass die Tiere getötet werden. «Ich hoffe, dass der Kantonsrat die Entscheidung jetzt durchzieht und entsprechend die Raben-Krähen unter das neue Jagdgesetz fallen. Das heisst, dass man jetzt aktiv wird und die Jagd damit beauftragt wird, nach der Schonzeit sofort anzufangen zu dezimieren.»
Bis dahin helfe gegen das Krähen-Geschrei jedoch nur: «Fenster zu.»
Krähen-Kolonien wachsen nach menschlichen Störaktionen nur weiter
Die Gemeinde erklärt auf Anfrage: Man nehme die Anliegen der Einwohnerinnen und Einwohner sehr ernst. «Deshalb wurden in den letzten Jahren keine Kosten und Mühen gespart, eine Lösung zu finden, um die von den Anwohnern empfundenen Lärmbelästigungen zu reduzieren», sagt Gemeindeschreiber Didier Mayenzet.
Allerdings ohne viel Erfolg: «Sämtliche Massnahmen, die eine Vertreibung der Vögel zum Ziel hatten, führten lediglich zu einer Verteilung der Nistplätze. Und somit zur Steigerung der Population.»
Denn: «Einzelne Brutpaare lassen sich nach erfolgter Störung in der Umgebung der bestehenden Kolonie nieder. Die dabei entstandenen Lücken ziehen im Folgejahr weitere Brutpaare an und die Kolonien vergrössern sich.» Erfahrungsgemäss liege der Wachstumsfaktor nach Eingriffen beim zweieinhalbfachen Wert der ursprünglichen Kolonie.
Gemeinde prüft Drohnen gegen Krähen
Die Gemeinde lasse die Entwicklung der Kolonie im Quartier regelmässig von einer Fachperson überprüfen. Nach dem Baumschlag im Winter habe sich laut einem Vogel-Experten die Zahl der Nistplätze um die Hälfte reduziert. Bis im Februar sei die Zahl jedoch kontinuierlich auf rund 50 angestiegen.
Nach Ablauf der Schonzeit erwäge die Gemeinde weitere Vergrämungsaktionen. Mittlerweile schliesst sie nicht einmal den Einsatz von Drohnen in diesem Sommer aus.