Proteste im Iran: Erneut tausende Menschen auf der Strasse
Auch am Donnerstag protestierten tausende Menschen im Iran gegen das eigene Regime – erneut soll es Tote gegeben haben. Auch am Freitag soll protestiert werden.
Das Wichtigste in Kürze
- Am Donnerstagabend protestierten im Iran erneut tausende Menschen in dutzenden Städten.
- Die Proteste wurden teils gewaltsam niedergeschlagen – erneut soll es Tote gegeben haben.
- Auch am Freitag werden wieder Proteste erwartet.
Im Iran sind erneut tausende Menschen gegen die autoritäre Politik der Islamischen Republik auf die Strassen gegangen. In Dutzenden Städten gab es am Donnerstagabend Berichten zufolge Proteste, die teils gewaltsam niedergeschlagen wurden. Vielerorts war das Internet eingeschränkt. Zudem soll es erneut mehrere Tote gegeben haben.
Augenzeugen in Teheran beschrieben die Strassenproteste in der Hauptstadt als zunehmend furchtloser. In den Provinzen spielten sich nach Schilderungen von Einwohnern «bürgerkriegsähnliche» Szenen ab.
Für Dienstag bis Donnerstag diese Woche hatten Aktivisten zu landesweiten Protesten und Streiks aufgerufen. Anlass war das Gedenken an den «blutigen November» von 2019, als der Sicherheitsapparat Proteste gewaltsam niederschlug. Mehrere Hundert Menschen sollen damals getötet worden sein.
Regime tötete bisher mindestens 360 Menschen
Die Protestwelle gegen die autoritäre Politik der Islamischen Republik war vom Tod der iranischen Kurdin Mahsa Amini ausgelöst worden. Sie starb am 16. September in Polizeigewahrsam, nachdem sie wegen Verstosses gegen die islamischen Kleidungsvorschriften festgenommen worden war.
Für Wut und Entsetzen sorgte auch der Tod eines kleinen Jungen in der südwestlichen Stadt Iseh diese Woche. Bei dem Vorfall waren auch mindestens neun weitere Menschen ums Leben gekommen. Einwohner und Familien machten die Basidsch-Milizen und Revolutionsgarden dafür verantwortlich.
Nach Schätzungen von Menschenrechtlern wurden im Zuge der Proteste bislang mindestens 360 Menschen getötet.
Am Freitag wieder Proteste erwartet
Für die Beerdigung des Jungen am Freitag wurden wieder neue Proteste erwartet. Der bekannte und in Kanada ansässige Aktivist Hamed Esmaeilion rief für Samstag zudem zu internationalen Demonstration auf.
Unterdessen kündigte die bekannte iranische Schauspielerin Mahtab Keramati auf Instagram an, ihr Amt als Botschafterin des UN-Kinderhilfswerks Unicef niederzulegen. Die 52-Jährige war in die Kritik geraten, nachdem sie sich wenig zu den Protesten im Iran geäussert hatte.