Rio de Janeiro: Ex-Polizeichef wegen Mordes an Stadträtin verhaftet
Brasiliens Bundespolizei konnte sechs Jahre nach dem Mord an Rio de Janeiros Stadträtin Marielle Franco drei Tatverdächtige festnehmen.
Sechs Jahre nach dem aufsehenerregenden Mord an der Stadträtin Marielle Franco in Rio de Janeiro sind drei Personen verhaftet worden – nach Medienberichten handelte es sich um zwei Politiker und einen Ex-Polizeichef. Brasiliens Bundespolizei vollstreckte nach eigenen Angaben am Sonntag in Rio drei Haft- und zwölf Durchsuchungsbefehle im Zuge der Ermittlungen zur Ermordung Francos und ihres Fahrers sowie zum versuchten Mord an ihrer Assistentin am 14. März 2018.
Brasilianische Medien berichteten, dass der damalige Chef von Rios Zivilpolizei unter den Verhafteten ist. Die anderen beiden mutmasslichen Hinterleute waren demnach ein Abgeordneter des Nationalkongresses und sein Bruder, ein Mitglied des Rechnungshofes des Bundesstaates Rio de Janeiro.
Franco war mit 38 Jahren in ihrem Auto erschossen worden. Sie galt als eine Hoffnungsträgerin der brasilianischen Linken. Als Stadträtin der Partei PSOL ab 2017 setzte sie sich für die Bewohner der Favelas, der Armenviertel von Rio, ein und sprach sich gegen Polizeigewalt aus. Die lesbische Afrobrasilianerin stammte selbst aus einer Favela.
Auch mutmasslicher Schütze verhaftet
Ein ehemaliger Polizist wurde als mutmasslicher Schütze verhaftet, kam bislang aber nicht vor Gericht. Über eine Verwicklung der mächtigen Milizen Rios, die sich aus aktiven und ehemaligen Polizisten rekrutieren, wurde spekuliert. Ermittelt wurde nach Angaben der Polizei vom Sonntag auch wegen Bildung einer kriminellen Vereinigung und Behinderung der Justiz.
Francos Schwester Anielle war im vergangenen Jahr Ministerin für die Gleichstellung ethnischer Gruppen in der Regierung des linken Präsidenten Luiz Inácio Lula da Silva geworden. «Heute ist ein historischer Tag für die brasilianische Demokratie», heisst es in einer Mitteilung der Familie, die Anielle Franco am Sonntag auf der Plattform X, vormals Twitter, veröffentlichte. Die Verhaftung der mutmasslichen Auftraggeber des Mordes sei ein wichtiger Schritt auf der Suche nach Gerechtigkeit.