Roms trauriger Christbaum macht Politik
Manche erinnert er an eine Klobürste, andere an ein gerupftes Huhn: Rom streitet um einen mageren Weihnachtsbaum. Dabei geht es um weit mehr als nur um Zweig- und Lichterdichte - vor allem, weil die Konkurrenz ein viel schöneres Exemplar zu bieten hat.
Das Wichtigste in Kürze
- Schon letztes Jahr wurde über den Christbaum in Rom gelästert.
- Auch in diesem Jahr witzeln die User im Internet.
- Der Baum wird sogar zu einem politischen Thema.
Der Weihnachtsbaum der italienischen Hauptstadt ist das wohl umstrittenste
Exemplar des ganzen Landes. Schon das zweite Jahr in Folge diskutiert die Stadt
über einen zu mageren Christbaum. Doch dieses Jahr kam es noch schlimmer.
Roms Bürgermeisterin Virginia Raggi hatte sich
vergangenes Jahr so viel Spott und Häme für einen windschiefen Baum
eingefangen, dass sogar nachträglich die Dekoration etwas aufgemotzt werden
musste.
Doch prompt nach der feierlichen Einweihung des diesjährigen, 21 Meter
hohen Baums mit seinen 600 Kugeln und 3000 Lichtern hagelte es wieder Proteste.
Im Netz avancierte der Baum - genannt
«Spelacchio», also so viel wie «räudig», «kahl» oder «schäbig» - zum Superstar.
Er habe mehr Follower als Zweige, wurde gewitzelt. Selbst ein Twitter-Hashtag
«#jesuisspelacchio» (Ich bin Spelacchio) wurde ins Leben gerufen, um die arme
Fichte zu verteidigen.
«Spelacchio» für politische Zwecke
«Ich habe den traurigen Baum gesehen. Das nächste Jahr schenken wir ihnen
einen Baum (...), wenn es niemanden beleidigt», sagte Matteo Salvini, Chef der
rechtsnationalistischen Partei Lega Nord. Für die
politischen Gegner ist der Christbaum Symbol für eine dürftige Politik der
Fünf-Sterne-Bewegung, der Bürgermeisterin Raggi angehört.