Russen trotzen Putin: Schlange stehen am Grab von Alexej Nawalny
Trotz Drohungen trotzen Russen Putin und gedenken Alexej Nawalny. Sie stehen Schlange an seinem Grab und riskieren Verhaftungen.
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Hunderte Russen haben sich am Grab von Alexej Nawalny auf dem Borissowskoje-Friedhofversammelt, um ihm ein Jahr nach seinem Tod zu gedenken. Wie «Bild» berichtet, trotzen sie damit den Drohungen des Putin-Regimes.
Die Menschen legten Blumen nieder, zündeten Kerzen an und riskieren dabei Verhaftungen, um ihren Respekt zu zeigen. Die Polizei gewährte ihnen Zutritt, doch wurden die Trauernden von Beamten gefilmt, wie unabhängige Medien meldeten.
Laut «Bild» sangen einige sogar regimekritische Lieder.
Gedenken und Protest
Der erste Todestag von Nawalny wurde zu einer Demonstration gegen Putin. «Bild» zitiert Augenzeugen, die von einer «unglaublichen Atmosphäre» sprachen.
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Viele sehen in Nawalny einen Märtyrer, während die russische Führung versucht, das Andenken an Nawalny auszulöschen.
«Bild» berichtet von Zensur in den Medien. Nawalnys Name darf kaum erwähnt werden.
Reaktionen im Ausland
Der «Spiegel» meldet, dass westliche Politiker die russische Regierung auffordern, die Meinungsfreiheit zu respektieren.
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So schrieb beispielsweise der deutsche Bundeskanzler Olaf Scholz auf X:
«Alexej Nawalny starb heute vor einem Jahr – weil er sich in Russland für Demokratie und Freiheit einsetzte. Putin bekämpft die Freiheit und ihre Verfechter brutal. Umso mutiger war Nawalnys Wirken. Sein Mut hat einen Unterschied gemacht und wirkt weit über seinen Tod hinaus.»
Vergiftung und Verhaftung
Nawalny war der bekannteste Gegner von Kremlchef Wladimir Putin. 2020 wurde er bei einem Aufenthalt in Sibirien zur Vorbereitung von Regionalwahlen vergiftet. Nachdem er im Koma liegend zur Behandlung nach Deutschland ausgeflogen wurde, diagnostizierte die behandelnde Berliner Charité einen Nervenkampfstoff als Ursache. Die russische Regierung wies jede Beteiligung an dem Anschlag zurück.
Bei seiner Rückkehr nach Moskau wurde Nawalny auf dem Flughafen festgenommen und wegen Verstosses gegen Meldeauflagen aus einem früheren Verfahren in Haft genommen. Später verurteilten ihn russische Gerichte wegen angeblicher Veruntreuung und Beleidigung einer Richterin zu neun Jahren Haft.
Nach einem weiteren Prozess wegen Extremismus wurde die Freiheitsstrafe auf 19 Jahre erhöht, die er in einem Straflager am Polarkreis absitzen sollte. Zum Zeitpunkt des Todes war Nawalny erst 47 Jahre alt.