Russische Justiz will Kremlkritiker William Browder
Die russische Justiz unternimmt einen neuen Anlauf, den Kremlkritiker William Browder in die Finger zu bekommen. Sie erheben einen Mordvorwurf gegen ihn.
Das Wichtigste in Kürze
- Russland will einen neuen internationalen Haftbefehl gegen William Browder beantragen.
- Er soll unter anderem seinen Anwalt mit Gift ermordet haben.
- Die internationale Polizeibehörde vermutet, dass die Aktion politisch motiviert ist.
Die russische Justiz unternimmt einen neuen Anlauf, den Kremlkritiker und früheren Grossinvestor William Browder in die Finger zu bekommen. Gegen Browder sei ein weiteres Strafverfahren wegen Bildung einer kriminellen Vereinigung eröffnet worden, sagte ein Vertreter der Staatsanwaltschaft am Montag in Moskau. Russland wolle einen neuen internationalen Haftbefehl beantragen.
Moskauer Medien sahen den neuen Vorstoss der Ermittler im Zusammenhang mit der Kandidatur des russischen Polizeigenerals Alexander Prokoptschuk für die Interpol-Spitze. Die internationale Polizeibehörde in Lyon hat mehrfach Haftbefehle gegen Browder ignoriert, weil sie sie für politisch motiviert hielt.
In Abwesenheit zu neun Jahren Haft verurteilt
Der gebürtige US-Amerikaner Browder (54) hatte bis 2005 in Russland einen Investitionsfond geführt. Dann deckten er und sein Anwalt Sergej Magnizki nach eigenen Angaben einen Steuerbetrug durch russische Beamte auf. Es begann eine Fehde mit dem russischen Staat. Magnizki starb 2009 unter ungeklärten Umständen in einem Moskauer Gefängnis. Medizinische Hilfe war ihm verweigert worden. Browder wurde vergangenes Jahr in Abwesenheit zu neun Jahren Haft verurteilt.
Anklagevertreter Nikolai Atmonjew überraschte am Montag mit einer neuen These zum Tod Magnizkis vor neun Jahren: Der Anwalt und drei andere Ex-Mitarbeiter von Browder seien an Gift gestorben. «Gerade Browder hatte mehr als jeder andere ein Interesse am Tod Magnizkis», fügte Atmonjew hinzu, wie die Agentur Tass meldete.
Kremlsprecher Dmitri Peskow dementierte Vermutungen, dass der Vorwurf eine russische Retourkutsche für den Fall Skripal sei. «Soweit ich weiss, geht der Fall Browder länger zurück», sagte er. Der russische Ex-Doppelagent Sergej Skripal war im März in Grossbritannien mutmasslich von Moskauer Agenten vergiftet worden, hat aber überlebt.