Salmonellen in Fabrik: Ferrero wusste schon seit Monaten Bescheid
In einer Ferrero-Fabrik wurden bereits im Dezember Salmonellen nachgewiesen. Das Unternehmen ruft jetzt – Monate später – Produkte zurück.
Das Wichtigste in Kürze
- Angeblich wusste Ferrero schon seit Monaten von dem Salmonellen Fall in einer Fabrik.
- Erst jetzt reagiert der Süsswaren-Riesen und zieht einige Produkte aus dem Angebot zurück.
Bereits im Dezember ist dem Süsswaren-Riesen Ferrero ein Salmonellen-Fall in einer Fabrik im belgischen Arlon bekannt geworden. Das Unternehmen hatte offenbar Kenntnis davon, das der Öffentlichkeit jedoch verschwiegen. Nun steht die Fabrik in Arlon im Fokus der Lebensmittelbehörden, wie aus einer Ferrero-Mitteilung hervorgeht.
Unternehmen ruft Produkte zurück
Der Mitteilung zufolge wurden am 15. Dezember am Standort Arlon Salmonellen in einem Sieb am Auslass von zwei Rohstofftanks festgestellt. Die daraus gefertigten Produkte seien daraufhin zurückgehalten worden. Der Filter sei ausgetauscht und Kontrollen der unfertigen und fertigen Produkte seien gesteigert worden, so Ferrero.
Warum Ferrero nicht schon damals die bereits im Umlauf befindlichen Produkte zurückrief, geht aus der Mitteilung nicht hervor. In den vergangenen Tagen hat das Unternehmen in etlichen Ländern Produkte seiner «Kinder»-Süsswarenserie zurückgerufen. Dies geht aus einer Unternehmensmitteilung hervor, die die US-Lebensmittelbehörde FDA am Donnerstag (Ortszeit) veröffentlichte.
Verdacht auf Salmonellen könnte Verkäufe senken
Es sind nur reine Vorsichtsmassnahmen, wie das Unternehmen mehrfach betonte. Obwohl keines der «Kinder»-Produkte positiv auf Salmonellen getestet worden sei, nehme Ferrero die Angelegenheit sehr ernst. «Denn der Schutz der Verbraucher hat für uns oberste Priorität».
Der Verdacht eines Befalls mit Salmonellen allein könnte Spuren in den Supermarktregalen hinterlassen. Das Ostergeschäft gilt bei Süsswarenherstellern als eigentlich als lukrativ.
Heftige Kritik an dem Unternehmen übte indes die Verbraucherorganisation Foodwatch. «Wenn so ein Fehler passiert, muss die Bevölkerung sofort gewarnt werden», sagte Andreas Winkler von Foodwatch am Freitag. Seiner Ansicht nach sind Eigenverantwortung und Eigenkontrollen der Hersteller nicht ausreichend. Notwendig seien «Transparenzpflichten für Behörden, damit Fälle wie Ferrero umgehend öffentlich gemacht werden müssen.»
Das war der Auslöser für die letzten Rückrufe
Zu Beginn der Woche waren zunächst in Grossbritannien und Frankreich Fälle von Salmonellen-Erkrankungen bekannt geworden. In Grossbritannien waren vor allem kleine Kinder an einer Salmonellen-Infektion erkrankt, wie die Nachrichtenagentur PA am Montag meldete. Kurz darauf rief Ferrero einige Chargen an Kinder-Überraschungseiern zurück. Die Lebensmittelsicherheitsbehörde teilte mit, der Rückruf habe «eine mögliche Verbindung zu einem Salmonellen-Ausbruch».
Auch in Frankreich hatte Ferrero zu Wochenbeginn nach 21 Infektionsfällen Produkte zurückgerufen, wie die Gesundheitsbehörden in Paris mitteilten. Nach deren Angaben handelt es sich genetisch um dieselben Salmonellen, die für einen Ausbruch in Grossbritannien und Irland verantwortlich sind. Hergestellt werden die betroffenen «Kinder»-Schokoprodukte alle demnach in besagter Fabrik im belgischen Arlon.
Durch die Zusammenarbeit mit Lebensmittel- und Gesundheitsbehörden in Europa habe Ferrero neue Daten erhalten. Diese würden eine Übereinstimmung zwischen den in Europa gemeldeten Salmonellenfällen und dem eigenen Werk in Arlon zeigen.
Schokoladenprodukte übertragen Salmonellen-Erkrankung
In Europa nahmen die EU-Lebensmittelsicherheitsbehörde EFSA und die EU-Gesundheitsbehörde ECDC Untersuchungen auf. Die beiden Behörden hatten am Mittwoch von 105 bestätigten Salmonellenfällen und 29 Verdachtsfällen gesprochen. Die meisten davon wurden bei Kindern im Alter von unter zehn Jahren festgestellt. Bestimmte Schokoladenprodukte seien als wahrscheinlicher Infektionsweg identifiziert worden.
«Eine Salmonellen-Erkrankung äussert sich innerhalb weniger Tage nach der Infektion mit Durchfall und Bauchschmerzen, manchmal mit Erbrechen und leichtem Fieber.» Dies teilt die Verbraucherzentrale mit. Bei Gesunden klingen die Beschwerden demnach in der Regel nach einigen Tagen wieder ab. In bestimmten Fällen könne es jedoch zu schweren Krankheitsverläufen kommen, insbesondere bei Säuglingen, Senioren und Menschen mit geschwächtem Abwehrsystem.