Schüsse an Grenze: Israels Militär stoppt Hisbollah-Kämpfer
Die angespannte Lage an der israelisch-libanesischen Grenze ist am Montag gefährlich eskaliert. Der israelische Militärsprecher Jonathan Conricus sagte, es sei zu einem Schusswechsel in der Region Har Dov im Norden des Landes gekommen.
Das Wichtigste in Kürze
- Man habe eine Gruppe von Hisbollah-Kämpfern daran gehindert, nach Israel vorzudringen.
Israelische Soldaten hätten Schusswaffen, Panzer und Artillerie eingesetzt, auch um eine Rauchwand zu schaffen. Der libanesischen Schiitenmiliz Hisbollah nahe stehende Kreise bestätigten, dass es einen Angriff gegeben habe.
Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu und Verteidigungsminister Benny Gantz begaben sich nach einem TV-Bericht zu Beratungen ins Verteidigungsministerium.
Der Konflikt zwischen Israel und der libanesischen Schiitenmiliz Hisbollah hatte sich in den vergangenen Tagen zugespitzt. Die israelische Armee kündigte Ende vergangener Woche eine Verstärkung ihrer Truppen im Norden des Landes an. Israelischen Medienberichten zufolge handelte es sich dabei um eine Reaktion auf einen Bericht des zur Hisbollah gehörenden TV-Senders Manar, wonach bei einem Raketenangriff Israels in Syrien ein ranghohes Hisbollah-Mitglied getötet wurde. Befürchtet wurden Vergeltungsaktionen.
Der israelische Militärsprecher Conricus sagte, Mitglieder einer Zelle hätten die sogenannte blaue Linie mehrere Meter weit überquert, daraufhin hätten israelische Soldaten sie beschossen. Die Mitglieder der Zelle, drei bis fünf mit Gewehren bewaffnete Männer, seien zurück in den Libanon geflohen. Es sei unklar, ob sie verletzt oder getötet wurden. Auf israelischer Seite gebe es keine Opfer. Die blaue Linie ist die internationale Grenze. Die israelischen Bewohner der Region waren von der Armee angewiesen worden, in ihren Häusern zu bleiben.
Der Kommandeur der UN-Friedensmission Unifil im Libanon, Stefano Del Col, nahm nach Angaben der UN-Truppe Kontakt zu den Konfliktparteien auf und bemühte sich um Deeskalation. Er rief beide Seiten zu Zurückhaltung auf.
Israels Ministerpräsident Netanjahu hatte unmittelbar vor dem Vorfall in Jerusalem gesagt: «Der Libanon und die Hisbollah werden die Verantwortung tragen für alle Angriffe auf uns von libanesischem Gebiet aus.» Das israelische Militär sei auf jedes Szenario vorbereitet.
Die Hisbollah verfügt im Libanon unter anderem über einen politischen Flügel, der an der dortigen Regierung beteiligt ist. Ihr militärischer Arm wendet sich gegen den Nachbarn Israel und ist im syrischen Bürgerkrieg an der Seite der Regierungstruppen im Einsatz.
In der Region - auch Scheba-Farmen genannt - waren 2006 zwei israelische Soldaten entführt worden, das löste damals den zweiten Libanon-Krieg aus. Das 30 Quadratkilometer kleine Gebiet an der Grenze von Syrien, dem Libanon und Israel ist seit langem umstritten. Die Vereinten Nationen und die USA sind der Ansicht, dass das Territorium als Teil der Golan-Höhen zu Syrien gehört. Der Libanon und Syrien haben ihre Ansprüche bislang nicht eindeutig formuliert und wollen den Grenzdisput nach einem israelischen Rückzug klären.