Seoul: Nordkorea sprengt Verbindungsbüro an der Grenze
Nordkorea hat ein südkoreanisches Verbindungsbüro in der Grenzstadt Kaesong gesprengt. Es war die Antwort auf eine Flugblattaktion aus dem Süden.
Das Wichtigste in Kürze
- Der Konflikt zwischen Nord- und Südkorea hat eine neue Eskalationsstufe erreicht.
- Nordkorea soll ein Verbindunsbüro Südkoreas in der Grenzstadt Kaesong gesprengt haben.
- Nähere Details sind nicht bekannt.
Nordkorea hat nach südkoreanischen Angaben das innerkoreanische Verbindungsbüro in der Grenzstadt Kaesong gesprengt. Die Sprengung sei am Nachmittag (Ortszeit) erfolgt, sagte eine Sprecherin des Vereinigungsministeriums in Seoul am Dienstag.
Nordkorea wollte «menschlichen Abschaum bezahlen lassen»
Nordkorea hat die Sprengung bestätigt. Die Sprengung zeuge von der Wut der Nordkoreaner, hiess es in den nordkoreanischen Berichten in Anspielung auf die Verärgerung der kommunistischen Führung in Pjöngjang über eine neue Propagandaflugblatt-Aktion südkoreanischer Aktivisten und nordkoreanischer Flüchtlinge von Ende Mai an der Grenze. Ziel sei es gewesen, «menschlichen Abschaum und solche, die dem Abschaum Schutz bieten, für ihre Verbrechen zahlen» zu lassen.
#BREAKING: loud explosion heard near the DMZ Korean border at 1450 KST, authorities think North Koera may have destroyed inter-Korean joint liaison office in Kaesong - @JoongAngDaily reports pic.twitter.com/nKCEUPqY3s
— Amichai Stein (@AmichaiStein1) June 16, 2020
Das Verbindungsbüro diente als wichtiger Kommunikationskanal zwischen beiden Staaten. Die Spannungen auf der koreanischen Halbinsel schaukeln sich derzeit wieder hoch. Nordkorea fühlte sich zuletzt sich durch eine neue Propagandaflugblatt-Aktion südkoreanischer Aktivisten provoziert.
Lage droht zu eskalieren
Die kommunistische Führung in Pjöngjang hatte bereits unter anderem mit dem Rückzug aus einem bilateralen Militärabkommen von 2018 über vertrauensbildende Massnahmen und auch mit der Schliessung des Verbindungsbüros gedroht. Auch kappte Nordkorea die Kommunikationsleitungen zum Süden.
Vor den Berichten über die Sprengung des Verbindungsbüros in Kaesong drohte Nordkoreas Militär damit, bereits «entmilitarisierte» Zonen an der Grenze wieder mit Soldaten zu besetzen. «Unsere Armee beobachtet die Lage genau, in der sich die innerkoreanischen Beziehungen zusehends verschlechtern», erklärte die Armeeführung des international isolierten Landes. Es würden Pläne der Regierung und der Arbeiterpartei geprüft, wonach die Armee wieder in Zonen vorstossen könne, die unter dem Abkommen zwischen den beiden Ländern entmilitarisiert worden seien, wurde der Generalstab von den Staatsmedien zitiert.
Flugblattaktion verärgerte Pjöngjang
Südkoreanische Medien spekulierten, Nordkorea könnte unter anderem wieder Soldaten in das Gebiet um Kaesong schicken. Dort hatten beide Länder bis 2016 einen gemeinsamen Industriekomplex betrieben. Vor der Öffnung des Industrieparks 2004 waren auf dem Gelände Soldaten stationiert gewesen.
Nordkorea wirft der Regierung in Seoul vor, die Flugblattaktionen südkoreanischer Aktivisten und nordkoreanischer Flüchtlinge an der Grenze zu tolerieren. Ende Mai hatten sie mit Ballons etwa eine halbe Million Flugblätter, die sich gegen die autokratische Führung in Pjöngjang richten, über die Grenze geschickt. Die südkoreanische Regierung wirft den betreffenden Organisationen vor, ihrerseits Spannungen auf der Halbinsel zu erzeugen.