Nordkorea entsendet Truppen: Kanonenfutter für Russland?
Die Welt blickt besorgt in Richtung des Ukraine-Kriegs. Nun bestätigt auch das Pentagon Berichte, nach denen Nordkorea Soldaten nach Russland entsandt hat.
Das Wichtigste in Kürze
- Laut Seoul und den USA befinden sich nordkoreanische Soldaten in Russland.
- Die Truppen sollen sich für einen Einsatz gegen die Ukraine vorbereiten.
Die US-Regierung bestätigt die Präsenz nordkoreanischer Truppen in Russland. «Was genau sie dort tun, bleibt abzuwarten», erklärt US-Verteidigungsminister Lloyd Austin laut «MDR».
John Kirby, Kommunikationsdirektor des Nationalen Sicherheitsrates der USA, präzisiert die Angaben. Laut «MDR» habe Nordkorea «zwischen Anfang und Mitte Oktober mindestens 3000 Soldaten nach Russland geschickt».
Sorge in Südkorea
Südkoreas Präsident Yoon Suk Yeol zeigt sich alarmiert. «Südkorea wird nicht untätig bleiben», zitiert «DW» den Präsidenten nach einem Treffen mit dem polnischen Staatspräsidenten Andrzej Duda.
Der südkoreanische Aussenminister Cho Tae Yul äussert sich ebenfalls besorgt. Laut «DW» erklärt er: «Ich glaube nicht, dass wir in einer Position sind, in der wir tatenlos zusehen können».
«Kanonenfutter-Söldner» für Russland?
Auch Verteidigungsminister Kim Yong Hyun kritisierte die Anwesenheit nordkoreanischer Soldaten in Russland scharf. Er bezeichnete sie als «Kanonenfutter-Söldner» und warf Machthaber Kim Jong Un vor, seine Armee zu verkaufen.
Diese Äusserungen fielen während einer parlamentarischen Anhörung vor südkoreanischen Abgeordneten. Die Nachrichtenagentur «Yonhap» berichtete über die Aussagen des Ministers.
Nordkoreanische Soldaten als Russen getarnt?
Kim Yong Hyun betonte die Ungewöhnlichkeit der Situation. Normalerweise würden ins Ausland entsandte Truppen ihre eigene Befehlskette einhalten.
Auch trügen sie üblicherweise stolz ihre Militäruniformen, Abzeichen und Flaggen. Dies sei bei den nordkoreanischen Soldaten in Russland nicht der Fall.
Der Minister deutete an, dass die Truppen unter russischem Kommando stehen. Sie seien mit russischen Uniformen getarnt und hätten keine eigene operative Befugnis.
Mögliche Aufgaben unklar
Die genaue Rolle der nordkoreanischen Truppen bleibt unklar. Christian Mölling vom «ZDF» hält einen Einsatz als Kampfunterstützung oder für Grenzsicherungsaufgaben für wahrscheinlich.
«In Anbetracht all dieser Herausforderungen (...) ist es wahrscheinlicher, dass Russland nordkoreanische Soldaten entweder als Kampfunterstützung oder als Unterstützungselemente, nicht aber (...) an vorderster Front einsetzen wird», so Mölling.
NATO warnt vor Eskalation
Die NATO zeigt sich beunruhigt über die Entwicklung, so warnt Sprecherin Farah Dakhlallah laut «DW»: «Sollten diese Truppen für den Kampf in der Ukraine bestimmt sein, würde dies eine erhebliche Eskalation (...) für den illegalen Krieg Russlands bedeuten».
Der Nordatlantikrat plant, in Kürze über eine Reaktion zu beraten. Die Allianz sieht die Zusammenarbeit zwischen Russland und Nordkorea als potenzielle Bedrohung.
Grosse Nähe zwischen Russland und Nordkorea
Die Beziehungen zwischen Moskau und Pjöngjang reichen weit zurück. Während des Kalten Krieges war die Sowjetunion ein wichtiger Verbündeter Nordkoreas.
Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion kühlten die Beziehungen zunächst ab. In den letzten Jahren haben sich die Bande jedoch wieder verstärkt.
Russland unterstützt Nordkorea in internationalen Foren, insbesondere im UN-Sicherheitsrat. Nordkorea wiederum bietet Russland Unterstützung in seiner geopolitischen Auseinandersetzung mit dem Westen.