Sohn von Diktatur-Verschleppten in Argentinien gefunden
Menschenrechtsorganisationen schätzen, dass während der Militärdiktatur 500 Babys und Kleinkinder verschleppt wurden. Nach Jahrzehnten kann sich nun aber eine Familie wieder in die Arme schliessen.
Das Wichtigste in Kürze
- Jahrzehnte nach seiner Trennung von der Mutter ist ein weiterer Mann als Nachkomme von Opfern der argentinischen Militärdiktatur identifiziert worden.
Der Sohn von Lucía Ángela Nadin und Aldo Hugo Quevedo sei das 131. verschleppte Kind von Regimegegnern, das gefunden wurde, teilte die Menschenrechtsorganisation Abuelas de Plaza de Mayo («Grossmütter der Plaza de Mayo») gestern mit.
Während der Militärdiktatur von 1976 bis 1983 verschwanden nach Schätzungen von Menschenrechtsorganisationen bis zu 30.000 Regierungsgegner, linke Aktivisten, Gewerkschafter und Studenten. Im Kampf gegen vermeintliche kommunistische Umtriebe töteten Sicherheitskräfte zahlreiche Menschen in Geheimgefängnissen. Menschenrechtsaktivisten gehen zudem davon aus, dass an die 500 Babys und Kleinkinder von den Militärs unter falscher Identität an Pflegeeltern abgegeben wurden.
Nach langen Ermittlungen sei der Mann vor einigen Monaten identifiziert und zu einem DNA-Test bestellt worden, hiess es in der Mitteilung der Organisation. Dabei habe sich herausgestellt, dass es sich bei dem vermutlich im März oder April 1978 geborenen Mann um den Sohn des verschleppten Paares handelte.
Demnach gehörten Nadin und Quevedo zu der Stadtguerilla PRT-ERP und wurden 1977 während der Militärdiktatur von staatlichen Sicherheitskräften in Buenos Aires verschleppt und in geheime Gefangenenlager gebracht. Nachdem Nadin ihren Sohn zu Welt brachte, verlor sich ihre Spur.