Ein südsudanesisches Militärgericht verurteilte zehn Soldaten, weil sie Entwicklungshelferinnen vergewaltigt haben.
Südsudanesische Soldaten sitzen im Militärgericht in Juba während ihrer Verurteilung.
Südsudanesische Soldaten sitzen im Militärgericht in Juba während ihrer Verurteilung. - AP Photo

Das Wichtigste in Kürze

  • Zehn Soldaten wurden wegen Vergewaltigung von Entwicklungshelferinnen verurteilt.
  • 13'000 Blauhelme hätten «chaotisch und ineffizient» auf die Gewalt reagiert.
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Im Südsudan hat ein Militärgericht zehn Soldaten wegen der Vergewaltigung ausländischer Entwicklungshelferinnen und der Tötung eines Journalisten schuldig gesprochen. Die Angeklagten seien «direkt verantwortlich» für die Verbrechen im Juli 2016, teilte Richter Knight Baryano Almas heute Donnerstag mit.

Die Straftaten wurden demnach in einem Hotel in der Hauptstadt Juba während Kämpfen zwischen Regierungstruppen von Präsident Salva Kiir und Rebellen seines früheren Stellvertreters Riek Machar verübt.

Die Anklage lautete den Angaben zufolge auf Vergewaltigung, Mord, Plünderung und Zerstörung. Der britische Hotelbesitzer Mike Woodward hatte während des Prozesses ausgesagt, 50 bis 100 bewaffnete Soldaten seien am 11. Juli 2016 in sein Hotel eingedrungen. Dort hielten sich demnach etwa 50 Mitarbeiter von ausländischen Organisationen auf.

«Jeden Menschen im Gebäude geschlagen und gefoltert»

Woodward berichtete vor Gericht von einer «Gruppenvergewaltigung von mindestens fünf ausländischen Frauen», von der Tötung eines südsudanesischen Journalisten sowie Schüssen auf einen US-Entwicklungshelfer. Darüber hinaus hätten die Soldaten «fast jeden Menschen im Gebäude geschlagen und gefoltert». So habe es auch Scheinhinrichtungen gegeben.

Das Militärgericht verurteilte die südsudanesische Regierung, den Vergewaltigungsopfern jeweils 9800 Franken Entschädigung zu zahlen. Hotelbesitzer Woodward soll für die Schäden an seinem Hotel mehr als zwei Millionen Dollar erhalten.

Ein elfter Angeklagter wurde freigesprochen. Ein ebenfalls angeklagter Kommandant, der den Angriff koordiniert haben soll, starb im Oktober 2017 in Haft.

Keine Hilfe von Uno-Blauhelmen

Die Zeugenaussage Woodwards war von mehreren Berichten gestützt worden, die die Uno und die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch zusammengestellt hatten.

Eine Untersuchung der Uno hatte auch gezeigt, dass in der Nähe stationierte Blauhelme trotz telefonischer Hilferufe nicht eingeschritten waren. Auf die Gewalt in Juba im Juli 2016 hätten die 13'000 Blauhelme «chaotisch und ineffizient» reagiert. Der kenianische Befehlshaber wurde abgesetzt.

Der Angriff auf das Hotel ist nur ein Beispiel für Gräueltaten, die seit dem Beginn des Konflikts zwischen Präsident Kiir und Rebellenchef Machar im Dezember 2013 begangen wurden. Juristisch aufgearbeitet wurden bisher die wenigsten. Dass es in diesem Fall anders war, führen Beobachter darauf zurück, dass Ausländer unter den Opfern waren.

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