Sorgt Klimawandel für massive Flüchtlingsströme?
Die Klimaerwärmung treibt Massen von Umweltflüchtlingen nach Europa, warnt eine neue Asyl-Studie. Einige Forscher gehen mit den Untersuchungen aber hart ins Gericht.
Das Wichtigste in Kürze
- Zwei amerikanische Forscher wollen einen Zusammenhang zwischen Klimaerwärmung und Anzahl Asylgesuchen gefunden haben.
- Ihre neue Asyl-Studie wird von vielen Wissenschaftlern aber wegen ihrer Forschungs-Methode scharf kritisiert.
Weitaus mehr Menschen würden im Zuge der Erwärmung aus Afrika
nach Europa fliehen, berichtet der Wirtschaftsforscher Wolfram Schlenker
im Wirtschaftsmagazin «Science».
Schlenker und seine Kollegin Anouch Missirian meinen, einen
entscheidenden Zusammenhang entdeckt zu haben: Wetterkatastrophen wie Hitze und
Dürre würden die Asyl-Gesuche in Europa in die Höhe treiben.
«Das Ergebnis wird besonders hilfreich sein für Politiker, weil
sie erkennen müssen, dass der Klimawandel nicht an Grenzen haltmacht»,
kommentiert Juan-Carlos Ciscar vom Forschungsverbund JRC der Europäischen
Union; der Verbund hat die Studie finanziert.
Vernichtende Kritik der Experten
Hier irre Ciscar, meinen Thomas Bernauer und Vally Koubi von der
ETH Zürich: Politiker wären schlecht beraten, sich an der Studie zu orientieren,
sagten die Experten gegenüber «Spiegel Online».
Für Frust unter den Forschern sorgt laut dem Newsportal vor
allem die Methode der Studie: Schlenker und Missirian verglichen die Zahl der
Asylanträge in Europa von 2000 bis 2014 mit Temperaturänderungen in den
Heimatländern der Asylantragsteller in jenen 15 Jahren und zogen daraus die Schlüsse,
dass sich aufgrund der Klimaerwärmung die Flüchtlingslage massiv verschärfen werde.
Gegner der Studie argumentieren, dass Asyl nur für Flüchtende
aus nicht sicheren Herkunftsstaaten gewährt werde, mithin für politisch Verfolgte
- und nicht für Umweltflüchtlinge.