Stillgelegte Satelliten sorgen für Probleme im All
Nicht nur auf der Erde, sondern auch im Weltall hat der Mensch bereits seine Spuren hinterlassen. In der Erdumlaufbahn wimmelt es von Schrott und Trümmerteilen.
Das Wichtigste in Kürze
- Abgestellte Satelliten und Weltraumschrott werden zu einem immer grösseren Problem.
- Nun sollen Massnahmen ergriffen werden – auch ein Schweizer Start-up ist involviert.
Am 10. Februar 2009 kollidieren in der Erdumlaufbahn über dem Nordpol zum ersten Mal zwei Satelliten miteinander.
Die Kollision zwischen dem US-amerikanischen Kommunikationssatelliten Iridium 33 und dem nicht mehr aktiven russischen Kosmos 2251 erzeugt ein riesiges Trümmerfeld. Ein Schock für die gesamte Raumfahrtindustrie.
Der Vorfall inspirierte nicht nur die Handlung des Hollywood-Blockbusters «Gravity», sondern auch das Schweizer Start-up Clearspace.
Das Unternehmen will eine erste Raumfahrtmission ausführen, die ein Verfahren zur Beseitigung von Weltraumschrott erprobt.
Eine abgeworfene Nutzlastverkleidung einer Vega-Trägerrakete soll von einem Raumschlepper mit Greifarmen zurück in die Erdatmosphäre befördert werden.
Friedhof für Satelliten
Der kontrollierte Wiedereintritt geschieht über Point Nemo im Südpazifik, dem abgelegensten Ort der Erde und Friedhof für Satelliten. Gegründet wurde das in Renens VD ansässige Start-up im Januar 2018.
Auslöser für das Projekt war ein zehn auf zehn Zentimeter grosser Satellit der Eidgenössischen Technischen Hochschule Lausanne (EPFL): der Swisscube. Dieser wurde im selben Jahr gestartet, in welchem die Kollision stattfand.
«Wir erhielten regelmässig Meldungen, dass die Gefahr einer Kollision mit unserem ursprünglichen Kundenobjekt aufgrund von Trümmern des Vorfalls bestand.» Dies sagte Luc Piguet, CEO und Mitbegründer von Clearspace, der Nachrichtenagentur Keystone-SDA vor Ort.
Schrott kann Astronauten oder Weltrauminfrastruktur gefährden
In jedem anderen Industriezweig, wie dem Strassen- oder Luftverkehr, gebe es Massnahmen und Wartungen, um die Infrastruktur aufrechtzuerhalten.
In der Raumfahrtindustrie sei dies noch nicht der Fall, hiess es weiter. Satelliten würden gestartet, operiert und dann vergessen.
Der meiste Weltraumschrott, der die Erde umkreist, sind Fragmente vergangener Missionen.
Diese wurden unter anderem durch Kollisionen untereinander, mit anderen Objekten oder anderen Trümmern verursacht. «Die Anzahl von Objekten in der Erdumlaufbahn nimmt exponentiell zu», so Piguet.
«Es ist von entscheidender Bedeutung, dass wir Massnahmen ergreifen. Um zu verhindern, dass diese Objekte in der Umlaufbahn verbleiben, da die Risiken weiter zunehmen».
Die Projektile und Trümmer, die in fünf bis zehn Jahren mit einem anderen Objekt zusammenstossen, schweben bereits herum. Trümmer können Astronauten oder die Weltrauminfrastruktur gefährden.
Für den Boden stellen die Trümmer keine unmittelbare Gefahr dar. Die meisten kleineren Satelliten verglühen in den höheren Lagen der Atmosphäre vollständig.
Ab einer bestimmten Grösse bestehe das Risiko, dass Trümmer auf bewohntes Gebiet oder eine Region mit viel Luftverkehr fällt.