Weltraumschrott ist kulturelles Erbe laut Forschern
Wissenschaftler plädieren dafür, Überreste von Weltraumschrott als kulturelles Erbe zu betrachten und zu schützen, statt sie als Müll abzutun.
Ein interdisziplinäres Forschungsteam argumentiert betrachtet in einem Kommentar in «Nature Astronomy» Weltraumschrott aus einer neuen Perspektive. Sie betonen, dass technische Geräte auf anderen Himmelskörpern als archäologische Funde geschützt werden sollten.
Sie sehen diesen Weltraumschrott als kulturelles Erbes der Menschheit an. Denn die Hinterlassenschaften von Weltraummissionen seien ein Beweis für die erste Erforschung anderer Planeten durch die Menschheit, berichtet «Web».
Sie warnen vor der dauerhaften Zerstörung dieser wichtigen archäologischen Aufzeichnungen.
Weltraumschrott als kulturelles Erbe
Zu den als besonders bedeutsam eingestuften Orten gehören folgende: das Landungsgebiet der Apollo-11-Mission auf dem Mond und der Einschlagskrater der sowjetischen Luna-2-Mission, so «Web».
Diese Stätten werden als herausragende Meilensteine in der Geschichte der Menschheit bezeichnet. Die Forschenden beklagen, dass die zurückgelassenen Materialien oft als «Weltraummüll» oder «galaktische Abfälle» bezeichnet werden.
Sie argumentieren, dass diese Objekte eine wichtige materielle Kultur darstellen. Diese sei mit der evolutionären Migrationsgeschichte unserer Art verbunden.
Von Afrika ins Weltall
Justin Holcomb von der University of Kansas, Hauptautor des Kommentars, erklärt laut «Spiegel»:
«Unser Hauptargument ist, dass die Ausbreitung des Homo sapiens in Afrika begann, dann andere Kontinente erreichte und nun auch ausserhalb der Erde weitergeht».
Er sieht darin eine Fortsetzung der menschlichen Expansion ins Sonnensystem.
Ist das Kunst oder kann das weg?
Die Wissenschaftler zählen neben materiellen Überbleibseln auch nicht-tragbare Artefakte wie Probeentnahmestellen zu den schützenswerten archäologischen Funden. Sowie auch Fussabdrücke oder Fahrspuren.
Sie warnen vor Gefahren wie Verwitterung, Meteoriteneinschlägen und zu nahen Landungen.
Kontroverse um Nutzung und Schutz
Andere Fachleute betrachten die Objekte im Weltall eher als Ressource, so «Web». Sie schlagen vor, alte Satelliten und Raumstationen für Recyclingzwecke im Orbit zu belassen.
Diese Idee wird jedoch von Experten wie Manuel Metz von der Deutschen Raumfahrtagentur als wenig plausibel eingestuft. Metz erklärt laut «Web»:
«Alte Satelliten einzusammeln, die Materialien sauber zu trennen, sie im Orbit einzuschmelzen und dann dort neue Satelliten zu produzieren: Das wird sich wahrscheinlich nie lohnen.»
Recycling als Herausforderung
Metz sieht auch bei grösseren Strukturen wie der ISS erhebliche Schwierigkeiten beim Recycling. Die derzeitige Lösung für Weltraumschrott besteht laut Metz darin, die Objekte absinken und zum Absturz bringen zu lassen, so «Web».
Dies steht im Widerspruch zu den Forderungen der Forscher, die für den Schutz und Erhalt dieser Objekte plädieren.