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Studie: Viele Tote in China bei Null-Covid-Ende befürchtet

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Der Preis der Null-Covid-Strategie in China ist hoch: Chaos durch wochenlange Lockdowns. Lieferketten sind unterbrochen. Betriebe stehen still. Trotzdem kriegt das Land die Omikron-Ausbrüche kaum noch in den Griff.

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Arbeiter des Gesundheitswesens sind auf dem Weg zu einem abgesperrten Wohnkomplex in Peking. - Andy Wong/AP/dpa

Das Wichtigste in Kürze

  • Eine vollständige Aufhebung der Null-Covid-Strategie in China würde nach Schätzungen chinesischer Wissenschaftler eine «Tsunami»-Welle von Infektionen mit 1,55 Millionen Toten auslösen.

Laut ihrer Studie im Wissenschaftsmagazin «Nature Medicine» könnte es innerhalb von sechs Monaten 112 Millionen symptomatische Ansteckungen geben. Die Intensivstationen würden überrollt: Der Bedarf wäre 15,6 Mal höher als die Kapazität. Obwohl 91 Prozent des Milliardenvolkes geimpft und 53 Prozent auch geboostert seien, könnten Ausbrüche nicht verhindert werden.

Im schlimmsten Fall hätte die sehr ansteckende Omikron-Variante das Potenzial, zu 5,1 Millionen Einlieferungen in Krankenhäuser zu führen. 2,7 Millionen Patienten kämen dann auf Intensivstationen, schreiben die Autoren um Hongjie Yu, die vor allem an der Fudan-Universität in Shanghai, aber auch in den USA forschen. Wegen der Altersunterschiede in Chinas Impfabdeckung wären die meisten Toten ungeimpfte Menschen über 60 Jahre.

Zehntausende in Quarantäne-Lagern

Mit ihrer Warnung stützen die Wissenschaftler zwar die umstrittene harte Covid-Politik der Pekinger Führung, umreissen aber auch das Dilemma, indem sich China befindet, und zeigen mögliche Auswege auf. Der Unmut im Land angesichts der harten Massnahmen wächst. Zehntausende stecken in Quarantäne-Lagern unter teils schwierigen Bedingungen. Bei Nahrungsmittellieferungen hapert es. Die medizinische Versorgung ist eingeschränkt.

Bei Bränden kommen Feuerwehrautos nicht durch Absperrungen. Der Frachtverkehr über den grössten Hafen der Welt in Shanghai ist eingebrochen, weil schon Lastwagen fehlen. Lieferketten sind unterbrochen. Die meisten der 26 Millionen Bewohner der Hafenmetropole Shanghai sowie zig Millionen in anderen Metropolen vor allem im Nordosten Chinas sind seit mehr als einem Monat im Lockdown.

Opfer des eigenen Erfolgs

Nach zwei Jahren weitgehend erfolgreicher Virus-Bekämpfung und Abschottung wird China heute Opfer seines eigenen Erfolges, da es keinerlei Durchseuchung gibt. «Fehlender Impfschutz und Abwesenheit des Virus lassen die chinesische Bevölkerung ähnlich dastehen wie die gesamte Weltbevölkerung zu Beginn der Pandemie», sagte Timo Ulrichs, Experte für Globale Gesundheit an der Akkon Hochschule für Humanwissenschaften in Berlin der dpa. «Die Null-Covid-Strategie lässt sich angesichts der sehr hohen Infektiosität der Omikron-Variante nur noch mit immer strikteren Massnahmen aufrechterhalten», sagte Ulrichs. «Die Frage bleibt: «Was kommt danach?»

Die Forscher um Hongjie Yu zeigen aber auch auf, wie die Zahl der Toten und Erkrankten bei einer angepassten Strategie reduziert werden könnte. Eine «Schlüsselrolle» spielten Impfungen, darunter Booster und Kampagnen für ältere Menschen über 60, sowie zusätzlich antivirale Therapien und Kontaktbeschränkungen. Es müsse eine Kombination geben, weil keiner der Vorschläge allein in der Lage wäre, die Todeszahl auf das Niveau üblicher Grippewellen (88.000 Tote) zu drücken.

«Ob oder wie lange eine Null-Covid-Politik aufrechterhalten werden kann, ist fraglich», schreiben die Autoren der neuen Studie. Wie von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfohlen, sollten sich alle Nationen darauf vorbereiten, «einen eigenen Weg für den Übergang von einer Pandemie zu einer endemischen Phase zu entwerfen».

Debatte über Eindämmungsstrategien

Nachdem im August 2021 wegen der ansteckenderen Virus-Varianten eine «dynamisch» genannte, etwas gezieltere Null-Covid-Strategie ergriffen worden sei, debattiere China jetzt, wie lange noch so vorgegangen werden könne, meinen die Autoren. So verlagere sich die Debatte auf Eindämmungsstrategien, wie Belastungen für das Gesundheitssystem reduziert werden könnten. Wegen der grossen Unterschiede im Land müssten Strategien aber auch regional anders zugeschnitten werden.

Er teile die Befürchtung nicht, dass unmittelbar nach einer vorsichtigen Öffnung in China eine Überlastung des Gesundheitswesens erfolgen würde, sagte Ulrichs. «Da käme es ganz auf die richtige Strategie an, und für die gibt es gute Vorbilder in anderen Ländern.» Es wäre China zu empfehlen, «mit behutsamen Öffnungen das Virus ins Land zu lassen». Gleichzeitig sollte flächendeckend mit den vier im Westen zugelassenen Impfstoffen geimpft werden. Die chinesischen Vakzine «scheinen keine ausreichende Immunität zu erzeugen».

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