Tausende Inder feiern trotz Corona-Welle Wahlsieg
Tausende Inder feiern die Ergebnisse aus den Regionalwahlen. In Westbengalen die Bharatiya Janata Party um den Premierminister sich nicht durchsetzen.
Das Wichtigste in Kürze
- Indien verzeichnet täglich neue Rekorde von Neuansteckungen und Todesfällen.
- Trotz der tödlichen zweiten Welle des Coronavirus feiern Inder auf den Strassen.
- Grund sind die Ergebnisse der Regionalwahlen in fünf Bundesstaaten.
Es sind heftige Bilder, die uns in den letzten Tage aus Indien erreicht haben. Der Subkontinent kämpft gerade mit einer verheerenden und tödlichen zweiten Welle des Coronavirus. Doch inmitten der grassierenden Pandemie feiern und tanzen Inder erneut auf den Strassen.
Grund für das «Freudenfest» sind die am Wochenende veröffentlichten Wahlergebnisse aus fünf Bundesstaaten des Landes. Die im März und April abgehaltenen Regionalwahlen waren ein Stimmungstest für die Regierungspartei Bharatiya Janata Party um Premierminister Narendra Modi.
Bharatiya Janata Party erleidet Niederlage
Besonderes Augenmerk richteten Beobachter auf die Wahl in Westbengalen, einer Hochburg der Opposition gegen Modi. Modis hindu-nationalistische Partei «Bharatiya Janata Party» führte dort einen engagierten Wahlkampf gegen die amtierende Regierungschefin Mamata Banerjee.
Trotz hoher Corona-Zahlen hatten Modi und andere Politiker grosse Kundgebungen im ganzen Bundesstaat abgehalten. Dennoch konnte Banerjee die Wahlen für sich entscheiden. Die «Bharatiya Janata Party» hatte das Nachsehen.
Mamata Banerjee is set to be the chief minister for the third time after her TMC (Trinamool Congress) party won a two-thirds majority. #WestBengalPolls https://t.co/aRbQ2dznTs via @AJEnglish
— Tweeterist 🇵🇰 (@Tweeterist_) May 3, 2021
Kritik an Modis Wahlkampf
Gesundheitsexperten kritisierten Modis Wahlkampfmaschinerie mit riesigen Wahlkundgebungen. Diese seien teilweise für den Anstieg der Infektionen verantwortlich. Gegen die Wahlkommission in Tamil Nadu wurden schwere Vorwürfe erhoben, weil es die Wahlkundgebungen genehmigt hatte.
Diese Institution sei «allein verantwortlich für die Covid-19-Welle», urteilte ein Gericht in der vergangenen Woche. Die Beamten könnten nun wegen Mordes angeklagt werden, wie «die Zeit» berichtet.
Die Auszählung der Stimmen kommt zu einem Zeitpunkt, an dem Indiens Coronavirus-Krise täglich neue Rekorde verzeichnet. Am Sonntag verzeichnete das Land die höchste Zahl an täglichen Corona-Todesfällen seit Beginn der Pandemie. 3689 Menschen starben nach Daten des Gesundheitsministeriums.
400'000 Neuinfizierte an einem Tag – Rekord
Erst am Samstag hatte Indien mehr als 400'000 Neuinfektionen mit dem Coronavirus an einem einzigen Tag gemeldet. Dies als weltweit erstes Land.
Das Gesundheitssystem in dem südasiatischen Land mit seinen über 1,3 Milliarden Einwohnern ist überfordert. Krankenhäuser und Krematorien sind überfüllt, es mangelt an medizinischem Sauerstoff, Medikamenten und Impfstoff.
Die Lage sei «schrecklich und deprimierend», erklärte der deutsche Botschafter in Indien, Walter Lindner, im ZDF-«heute journal» am Samstagabend. «Die Leute ersticken zum Teil in den Autos, weil sie vom einen Krankenhaus zum nächsten fahren. Die ersticken in der Wartereihe, um auf Sauerstoff zu warten.»
Coronavirus: Beobachter befürchten hohe Dunkelziffer
Etwas Hoffnung gibt nun die Impf-Kampagne des Landes. Nach einem Plan der Regierung dürfen sich seit Samstag nun alle Erwachsenen gegen das Coronavirus impfen lassen. Mehrere Bundesstaaten berichteten jedoch, dass ihnen die Impfdosen ausgingen oder bereits ausgegangen seien. Am Samstag erhielten landesweit 1,6 Millionen Menschen in staatlichen Impfzentren oder Krankenhäusern eine Impfung.
Indien selbst will nun die Produktion von Corona-Impfstoffen hochfahren. Medienberichten zufolge sollen bis Juni 100 Millionen Dosen pro Monat statt der aktuellen rund 75 Millionen hergestellt werden.
Seit Beginn der Pandemie haben sich in Indien rund 19,5 Millionen Menschen angesteckt, 215'542 sind gestorben. Am Sonntag meldeten die Behörden 392'488 Neuinfektionen binnen eines Tages.
Beobachter befürchten eine hohe Dunkelziffer. Mehrere Länder, darunter Deutschland, die USA, Grossbritannien und Japan, haben Indien Unterstützung zugesagt.