Neuer Tagesrekord an Corona-Toten in Indien

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In Indien herrschen prekäre Zustände: Neue Höchstzahlen werden vermeldet, das Gesundheitssystem ist völlig am Anschlag und die Impfungen gehen aus.

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Medizinisches Personal und Angehörige tragen den Sarg eines verstorbenen Corona-Patienten in Indien. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • In Indien gibt es bei Corona-Neuinfektionen und Todesfällen fast täglich neue Rekordzahlen
  • Das Gesundheitssystem kann längst nicht mehr alle Betroffenen versorgen.

Indien hat die höchste Zahl an täglichen Corona-Todesfällen seit Beginn der Pandemie verzeichnet. 3689 Menschen starben nach Daten des Gesundheitsministeriums innerhalb von 24 Stunden. Am Samstag hatte Indien als weltweit erstes Land mehr als 400'000 Neuinfektionen mit dem Coronavirus an einem einzigen Tag gemeldet.

Leute ersticken, während sie auf Sauerstoff warten

Das Gesundheitssystem in dem südasiatischen Land mit seinen über 1,3 Milliarden Einwohnern ist überfordert. Krankenhäuser und Krematorien sind überfüllt, es mangelt an medizinischem Sauerstoff, Medikamenten und Impfstoff. «Die Lage ist schrecklich und deprimierend», sagte der deutsche Botschafter in Indien, Walter Lindner, im ZDF-«heute journal» am Samstagabend.

«Die Leute ersticken zum Teil in den Autos, weil sie vom einen Krankenhaus zum nächsten fahren. Die ersticken in der Wartereihe, um auf Sauerstoff zu warten.» Hilfeaufrufe würden in den Sozialen Medien verbreitet - mit der Hoffnung auf ein Krankenhausbett oder Sauerstoff. «Und am nächsten Tag heisst es dann oft: »Leider gestorben, niemand hat uns geholfen».

In mehreren Bundesstaaten gehen Impfdosen aus

Im Januar hatte Indien seine Impf-Kampagne gestartet. Nach einem Plan der Regierung dürfen sich seit Samstag nun alle Erwachsenen gegen das Coronavirus impfen lassen. Mehrere Bundesstaaten berichteten aber, dass ihnen die Impfdosen ausgehen oder bereits ausgegangen seien. Am Samstag erhielten landesweit 1,6 Millionen Menschen in staatlichen Impfzentren oder Krankenhäusern eine Impfung.

Indien Corona
Eine Frau in Indien erhält eine Corona-Impfung. In mehreren Bundesstaaten gehen die Impfdosen aber aus. (Symbolbild) - Keystone

Premierminister Narendra Modi traf am Sonntag Regierungsbeamte und Experten, um über den Bedarf an medizinischem Sauerstoff und Medikamenten zu beraten. Seit Beginn der Pandemie haben sich in Indien rund 19,5 Millionen Menschen angesteckt, 215'542 sind gestorben. Beobachter befürchten eine hohe Dunkelziffer. Mehrere Länder, darunter Deutschland, die USA, Grossbritannien und Japan, haben Indien Unterstützung zugesagt.

Hilfen aus Deutschland und Russland eingetroffen

Am Samstagabend erreichte eine Maschine der Luftwaffe die Hauptstadt Neu Delhi mit 120 Beatmungsgeräten aus Deutschland. An Bord der Maschine waren 13 Sanitätssoldatinnen und Sanitätssoldaten. Sie sollen eine mobile Sauerstoffgewinnungsanlage der Bundeswehr in Indien aufbauen und Personal des örtlichen Roten Kreuzes einweisen. Diese macht Aussenluft zu medizinischem, hochprozentigem Sauerstoff, der anschliessend abgefüllt werden kann.

Aus Russland wurde eine erste Charge des Impfstoffs Sputnik V geliefert, der kürzlich in Indien zugelassen worden war. Die Lieferung sei am Samstag in Hyderabad eingetroffen, twitterte der staatliche russische Direktinvestmentfonds RDIF. Angaben zur Menge wurden zunächst nicht gemacht. Russland hat bereits Beatmungsgeräte, Anlagen zur Sauerstofferzeugung und Medikamente nach Indien geflogen.

Indien will eigene Impfstoff-Produktion hochfahren

Indien selbst will die Produktion von Corona-Impfstoffen hochfahren. Medienberichten zufolge sollen bis Juni 100 Millionen Dosen pro Monat statt der aktuellen rund 75 Millionen hergestellt werden. Indien wird oft als «Apotheke der Welt» bezeichnet, da dort eigenen Angaben zufolge die Hälfte der weltweiten Impfstoffe hergestellt wird. Viele davon gingen für wenig Geld an ärmere Länder.

Impfstoff Indien
Wachpersonal steht neben einer Lieferung Corona-Impfstoff. (Symbolbild) - sda - Keystone/AP/Rahmat Gul

Im Ausland wächst derweil die Sorge vor den hohen indischen Fallzahlen und zirkulierenden Varianten des Coronavirus. Die USA und Australien stoppen Reisende aus Indien. In den USA tritt die Massnahme am Dienstag in Kraft, wie aus einer Verfügung von US-Präsident Joe Biden hervorgeht. Nicht mehr einreisen dürfen dann Ausländer, die in den vorangegangen 14 Tagen in Indien waren.

Australische Behörden gingen weiter: Eigene Staatsbürger, die aus Indien einreisen, müssen Medienberichten zufolge mit Gefängnisstrafen oder hohen Geldstrafen rechnen. Derzeit warten etwa 9000 Australier in Indien auf ihre Heimreise. Dank strikter Massnahmen ist Australien bisher glimpflich durch die Pandemie gekommen.

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