Tränengas bei Beerdigung von Mitglied linker Band in Türkei
Bei der Beerdigung des Bassisten Ibrahim Gökcek der linken Folks-Band Grup Yorum in Istanbul hat die türkische Polizei Tränengas eingesetzt.
Das Wichtigste in Kürze
- In Istanbul herrschen immer noch Beschränkungen für Veranstaltungen.
- Deswegen hat die türkische Polizei eine Beerdigung mit Tränengas aufgelöst.
- Beerdigt wurde der Bassist Ibrahim Gökcek von der linken Folk-Band Grup Yorum.
Bei der Trauerfeier für ein Mitglied der linken Folk-Band Grup Yorum ist die türkische Polizei mit Tränengas vorgegangen. Sie habe ausserdem etwa 20 Menschen festgenommen, sagte der Anwalt des verstorbenen Musikers, Görgün Danaci.
Das Anwältebüro der Band veröffentlichte auf Twitter ein Video, auf dem ein Raum voller Rauchschwaden zu sehen ist. Und berichtete, dass unter den Inhaftierten auch Kollegen seien. Auch die Zeitung «Cumhuriyet» veröffentlichte entsprechende Berichte.
Beschränkungen für Beerdigungen
Wegen der Corona-Krise gelten Beschränkungen für Veranstaltungen - auch für Beerdigungen und Besuche von Friedhöfen. Die Band ist der Regierung ein Dorn im Auge.
Grup Yorum war 1985 gegründet worden und hat landesweit und international vor Tausenden Fans gespielt. Wegen angeblicher linksterroristischer Verbindungen sind Mitglieder der regierungskritischen Band immer wieder inhaftiert worden.
Bassist starb nach 323-tägigem Hungerstreik
Der Bassist Ibrahim Gökcek war am Donnerstag in einem Spital in Istanbul verstorben. Erst kurz zuvor hatte er einen 323-tägigen Hungerstreik abgebrochen. Ein weiteres Mitglied der Musikgruppe, die Sängerin Helin Bölek, war Anfang April nach 288 Tagen im Hungerstreik gestorben. Mit der Aktion hatten die beiden unter anderem gegen Repressionen wie Razzien und ein Konzertverbot protestiert.
Gökcek selbst wurde laut seinem Anwalt Mitgliedschaft in der als Terrororganisation eingestuften linksextremen DHKP-C vorgeworfen worden. Es gebe aber «keine klaren Beweise» gegen ihn. Sein Mandant habe den Hungerstreik auch begonnen, weil er einen fairen Prozess wollte. Zurzeit sässen zwei Bandmitglieder in Untersuchungshaft.