Trauer um Baby-Orca Toa - Wie Tiere Neuseeland in Atem halten

Keystone-SDA
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Brasilien,

Mitte Juli strandete in Neuseeland ein kleiner Orca. Seither verfolgte die halbe Nation das Schicksal von Baby Toa. Jetzt ist die Trauer gross: Der Wal ist plötzlich gestorben. Nicht zum ersten Mal hielt ein Tier den Pazifikstaat in Atem.

Das am Freitag verstorbene Orca-Baby Toa (Bild) war nicht das erste Tier, das Neuseeland in Atem hielt. Vor ihm hatten es schon ein anderer Orca-Säugling - Bob - sowie der Otter Jin und das Schaf Shrek  zu nationaler Berühmtheit gebracht. (Pressebild Regierung)
Das am Freitag verstorbene Orca-Baby Toa (Bild) war nicht das erste Tier, das Neuseeland in Atem hielt. Vor ihm hatten es schon ein anderer Orca-Säugling - Bob - sowie der Otter Jin und das Schaf Shrek zu nationaler Berühmtheit gebracht. (Pressebild Regierung) - sda - govt.nz

Das Wichtigste in Kürze

  • Seit Tagen veröffentlichte die neuseeländische Regierung regelmässig ein «Orca-Update».

Jeweils um 11 Uhr und um 17 Uhr berichtete die staatliche Naturschutzbehörde auf ihrer Website von den jüngsten Entwicklungen rund um den gestrandeten Baby-Schwertwal Toa. Sein Schicksal bewegte die halbe Nation. Jetzt ist der kleine Orca gestorben. «Toa ist schnell von uns gegangen, umgeben von Liebe», sagte Ian Angus, Meeresexperte beim Department of Conservation. Zahlreiche User posteten in sozialen Netzwerken Botschaften voller Zuneigung für das Tier und die Helfer.

Dennoch kam die Nachricht überraschend. Noch wenige Stunden zuvor hatte die Behörde geschrieben, vor der Kapiti Coast sei möglicherweise eine Orca-Herde gesichtet worden. Das war gar nicht so weit von Toas Fundort entfernt - und hätte vielleicht seine Rettung sein können. Tagelang hatten widrige Wetterbedingungen zuvor die Suche nach der Familie des Kalbs behindert.

«Uns war immer bewusst, dass sich sein Gesundheitszustand wahrscheinlich verschlechtern würde, je länger er in Gefangenschaft und von seiner Mutter getrennt war», so Angus weiter. Die Trauer im Pazifikstaat ist dennoch gross. «Wir werden mit Anrufen voller Liebe und Unterstützung überschwemmt, und die Telefone sind überlastet», schrieb die Organisation «Whale Rescue» auf Facebook. Auch die Mitarbeiter seien «am Boden zerstört».

Ein Rückblick: Der 16-jährige Ben Norris war mit seinen Freunden am Strand, als eine Orca-Herde am 11. Juli in Ufernähe nach Stachelrochen jagte. Ein Wal-Baby spielte zunächst noch munter und folgte einigen Herdenmitgliedern in Richtung Küste. Als diese aber abdrehten und wieder auf offene See zusteuerten, wurde das Tier von einer Welle erfasst und auf Felsen gespült.

«Er war auf dem Rücken. Die Felsen haben tief in seine Haut geschnitten, und das Geräusch war unvorstellbar», sagte Norris dem Portal «Stuff». Der Kleine habe furchtbar geschrien, aber seine Herde habe nichts mehr tun können, um ihn zu retten. «Das war wie in einem Film», sagte Norris.

Die Jugendlichen zögerten nicht lange und riefen die Behörden. Seither wurde der Orca ständig betreut. Immer waren Helfer bei ihm im Wasser, um ihm Sicherheit zu vermitteln und ihn zu füttern.

Seinen Namen bekam er derweil von örtlichen Maori. Toa bedeutet «stark» und «mutig». Diese Eigenschaften hätten ihm wohl alle gewünscht, aber der kleine Meeressäuger war nach Schätzungen nicht einmal drei Monate alt. Ohne Herde und Muttermilch waren seine langfristigen Überlebenschancen gering.

Deshalb hatten Experten die Öffentlichkeit schon langsam darauf vorbereitet, dass es für das Baby möglicherweise kein Happy End geben würde. Auch wenn seine Wunden einigermassen verheilt waren, litt Toa zuletzt bereits an einer Kolik. Zudem sei ein so junger Wal für sein späteres Leben darauf angewiesen, von seiner Mutter und der Herde lebenswichtige Fähigkeiten zu erlernen, sagte die Meeresbiologin Karen Stockin der Zeitung «New Zealand Herald».

Früher oder später blieben nur zwei Möglichkeiten: den Orca einzuschläfern oder ihn in eine auf Wale spezialisierte Einrichtung zu bringen, die es aber in Neuseeland nicht gibt. Eine «wenig beneidenswerte Entscheidung», so Stockin.

Die Tierschützerin Arnja Dale hatte erst kürzlich an einen ähnlichen Fall aus dem Jahr 2016 erinnert: «Was wir auf keinen Fall wollen, ist eine zweite Situation wie die von Bob», sagte sie. Aber nun ist genau das eingetreten. Und es gibt deutliche Parallelen.

Bob war ein junger Orca, der vor fünf Jahren in Tauranga Harbour strandete. Seine Herde konnte nicht lokalisiert werden. Nach drei Wochen starb der kleine Wal, trotz aller Bemühungen internationaler Spezialisten. Er war völlig entkräftet, weil er nicht fressen wollte.

Die Neuseeländer sind vernarrt in ihre reiche Flora und Fauna. Tiere und ihr Schicksal sorgen regelmässig für Schlagzeilen. Nicht alle Geschichten sind dabei aber so dramatisch wie die von Toa und Bob.

Da gab es etwa Jin, den Otter. Der kleine Marder büxte 2006 aus dem Auckland Zoo aus und war wochenlang auf der Flucht. Angebliche Sichtungen des Asiatischen Zwergotters schafften es regelmässig in die Abendnachrichten. Nach 26 Tagen wurde er wieder eingefangen und in den Zoo von Wellington verlegt. Dort starb er vier Jahre später.

Unvergessen bleibt auch Shrek, das Schaf. Benannt nach dem Helden des gleichnamigen Kinohits wurde das Tier 2004 berühmt, nachdem es sich sechs Jahre vor dem jährlichen Scheren aus dem Staub gemacht und in Höhlen vor seinem Besitzer versteckt hatte. Als es schliesslich gefunden und geschert wurde, hatte es 27 Kilogramm Wolle auf dem Rücken - normal sind 4,5 Kilogramm. Das Merino-Schaf avancierte zu einer nationalen Ikone und wurde sogar ins Parlament gebracht.

Und Toa? «Möge sein Geist mit seiner Herde wiedervereint werden», schrieb ein User auf Facebook. «Wie traurig, dass sie nicht bei ihm sein kann, um zu trauern.»

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