Tsunami

Tsunami-Katastrophe vor 20 Jahren forderte viele Schweiz Opfer

Keystone-SDA
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Indonesien,

113 Schweizer wurden nach dem heutigen Stand Opfer des Jahrhundert-Tsunamis, das vor 20 Jahren durch ein Seebeben im Indischen Ozean ausgelöst wurde.

Warnschilder
Der Tsunami vor 20 Jahren traf den thailändischen Küstenort Khao Lak besonders hart. Heute gibt es zahlreiche Warnschilder. (Archivbild) - sda - KEYSTONE/AP/David Longstreath

Am 26. Dezember vor zwanzig Jahren hat ein Seebeben im Indischen Ozean die wohl bis anhin grösste Tsunami-Katastrophe seit Menschengedenken ausgelöst. Durch gigantische Flutwellen wurden ganze Küstenregionen von Südostasien bis nach Afrika zerstört und rund 230'000 Menschen getötet. Unter ihnen waren auch zahlreiche aus der Schweiz.

113 Schweizerinnen und Schweizer wurden nach dem heutigen Stand Opfer des Jahrhundert-Tsunamis, wie das Eidgenössische Departement für Auswärtige Angelegenheiten (EDA) auf Anfrage von Keystone-SDA mitteilte. Die meisten von ihnen waren Touristen in Khao Lak im Süden Thailands, unter Ihnen auch der Luzerner Autor Otto Marchi, der mit der «Schweizer Geschichte für Ketzer» bekannt geworden war.

Um 07.59 Uhr Ortszeit (01.59 Uhr MEZ) bebte keine 100 Kilometer vor der Westküste der indonesischen Insel Sumatra entfernt, nur 30 Kilometer unter dem Meeresboden, die Erde. Zwei Kontinentalplatten krachten nach jahrelang aufgebauter Spannung auf einer Länge von 1000 Kilometern auseinander.

Das Beben dauerte zehn Minuten statt wie die meisten einige Sekunden. Es hatte nach verschiedenen Berechnungen die Stärke 9,1 oder 9,3 auf der Richterskala und war das zweitstärkste Beben in 100 Jahren. Nur 1960 wurde in Chile ein Beben mit einer Stärke von 9,5 registriert.

Den Seismologen im Tsunami-Warnzentrum auf Hawaii war schnell klar, dass ein so starkes Beben grosse Zerstörungskraft hat – Stunden, bevor die Flut die Strände erreichte. Aber die Hawaiianer fanden keine Ansprechpartner für Warnungen in der Region. Ein umfassendes Frühwarnsystem fehlte.

14 Länder wurden von bis zu 20 Meter hohen Wellen getroffen

Zwischen dem Beben und den ersten Tsunami-Wellen vergingen zwischen 20 Minuten in Indonesien, zwei Stunden oder mehr in Thailand und Sri Lanka sowie in Indien, Myanmar und Bangladesch. Nachdem in vielen Gebieten zuerst ein Wellental die Küste erreicht hatte, trafen mindestens zwei, an einigen Orten gar bis zu sechs Flutwellen mit steigender Wellenhöhe auf die Küsten. Nach mehr als sechs Stunden erreichten die meterhohen Wellen auch die afrikanische Küste.

Insgesamt 14 Länder wurden damals von bis zu 20 Meter hohen Wellen getroffen. Besonders schwer traf es neben der indonesischen Provinz Aceh auch Thailand, Indien und den Inselstaat Sri Lanka. Alleine in Aceh, das dem Epizentrum am nächsten lag, starben rund 170'000 Menschen. 2,3 Millionen Menschen wurden obdachlos.

Am 1. Januar 2005 galten noch mehr als 500 Touristen aus der Schweiz als vermisst. Von den Schweizer Todesopfern wurden in den Stunden und Tagen nach der Katastrophe ein Dutzend von Angehörigen vor Ort, die meisten anderen erst im Verlauf des Jahres 2005 per DNA-Abgleich in der Schweiz identifiziert. Fünf wurden ein Jahr nach der Katastrophe noch vermisst.

In der Schweiz wurde der 5. Januar zum nationalen Trauertag erklärt. Zwei Tage später beschloss der Bundesrat eine Hilfsoperation zugunsten des Uno-Hochkommissariats für Flüchtlinge (UNHCR) mit drei Transporthelikoptern und maximal 50 Armeeangehörigen in Indonesien, dem von der Katastrophe am stärksten betroffenen Land.

In den Monaten nach dem Seebeben flog die Schweiz 368 Tonnen Hilfsgüter nach Sumatra. Schweizer Spezialisten arbeiteten vor Ort bei der Identifizierung von Toten mit. Die letzten Angehörigen der Hilfsoperation kehrten am 12. März zurück. Die Anzahl der Diensttage der Katastrophenhilfe und der Armee lag 2005 denn auch ein Viertel über derjenigen vom Vorjahr.

Glückskette sammelt Spenden in Höhe von 227,7 Millionen Franken

Die Glückskette führte einen nationalen Sammeltag durch. 62 Millionen Franken an Spenden kamen innert 24 Stunden zusammen. Insgesamt sammelte die Glückskette nach dem Tsunami in Südostasien Spenden in der Höhe von 227,7 Millionen Franken.

«Bis heute stellt diese Sammlung die grösste in der 78-jährigen Geschichte der Stiftung dar», sagt Sprecher Fabian Emmenegger zu Keystone-SDA. Annähernd vergleichbare Sammelaktionen habe es beispielsweise mit 134,7 Millionen Franken für den Krieg in der Ukraine 2022 oder mit 74 Millionen Franken nach den Unwettern im Wallis im Jahr 2000 gegeben, so Emmenegger.

Einerseits sei die emotionale Nähe zu den betroffenen Ländern als Feriendestinationen ein wichtiger Grund für die grosse Solidarität gewesen. Zudem hatten an dem Sonntag nach Weihnachten viele Menschen Zeit, sich zu informieren. «So startete die Glückskette ihren Spendenaufruf am selben Tag in den Mittagsnachrichten und erhielt die ersten Spenden schon zwei Minuten nach der ersten Ausstrahlung», sagt der Glückskette-Sprecher.

Wichtig für die Begünstigten seien vor allem 23'000 wiederaufgebaute Häuser gewesen, welche mit den Glückskette-Geldern finanziert worden seien. Auch andere Organisationen wie Caritas verzeichneten markant höhere oder gar rekordverdächtige Spendenbeiträge.

Kommentare

User #3026 (nicht angemeldet)

Ich hab auf disney+ eine doku von national geographic gesehen und da haben sie von 8,5 geredet und nicht von 9,2

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