US-Projekt bedroht Teleskope in Chile mit Schweizer Beteiligung
Die ESO warnt vor einer drohenden Beeinträchtigung ihres Observatoriums in Chile durch ein geplantes industrielles Projekt.
Die Europäische Südsternwarte (ESO) fürchtet Probleme durch Lichtverschmutzung an ihrem Observatorium in Chile. In etwa fünf bis elf Kilometer Entfernung solle ein «industrielles Megaprojekt» des US-Energieversorges AES entstehen, warnten die Wissenschaftler. Dies würde astronomische Beobachtungen «unumkehrbar beeinträchtigen».
Auch Schweizer Forscherinnen und Forscher nutzen die ESO-Teleskope auf dem chilenischen Berg Cerro Paranal. «Die Nähe des industriellen Megaprojekts AES Andes zu Paranal stellt ein erhebliches Risiko für den unberührtesten Nachthimmel der Welt dar.» Dies sagte der ESO-Generaldirektor Xavier Barcons.
Mögliche Lösung: Verlegung des Projekts
«Staubemissionen während des Baus, erhöhte atmosphärische Turbulenzen und insbesondere Lichtverschmutzung werden die Möglichkeiten für astronomische Beobachtungen, in die die Regierungen der ESO-Mitgliedstaaten bisher Investitionen in Höhe von mehreren Milliarden Euro getätigt haben, irreparabel beeinträchtigen.»
Das ESO plädiert für eine Verlegung des Projekts. «Chile und insbesondere Paranal sind ein ganz besonderer Ort für die Astronomie. Der dunkle Himmel ist ein Naturerbe, das über die Landesgrenzen ausstrahlt und der gesamten Menschheit zugutekommt», sagte Itziar de Gregorio, Vertreterin der ESO in Chile.
Erfolge des Observatoriums
«Es ist von entscheidender Bedeutung, alternative Standorte für dieses Megaprojekt in Betracht zu ziehen, die einen der wichtigsten astronomischen Schätze der Welt nicht gefährden.» Die Atacama-Wüste gilt wegen ihrer Bedingungen als besonders geeignet für astronomische Beobachtungen.
Das Observatorium auf dem Cerro Paranal wird seit seiner Einweihung im Jahr 1999 von der ESO betrieben. Ihr zufolge gelang dort unter anderem das erste Bild eines Exoplaneten. Auch an der Bestätigung der beschleunigten Expansion des Universums oder der Erforschung des supermassereichen Schwarzen Lochs im Zentrum der Milchstrasse war die Anlage beteiligt.