Waffenstillstand: So denken Nordisraels Einwohner über den «Frieden»
Israel und der Libanon haben einen 60-tägigen Waffenstillstand beschlossen. Doch viele Einwohner zweifeln an dem Abkommen.
60 Tage lang soll es zwischen Israel und der Hisbollah nicht zu weiteren Gefechten kommen: Israel und der Libanon haben sich auf einen Waffenstillstand geeinigt.
Doch rechte Erleichterung will sich bei den Einwohnern Nordisraels nicht einstellen – viele zweifeln an dem Abkommen. Mehrere Personen äussern ihre Zweifel gegenüber «dw.com»:
«Die Hisbollah wird zurückkommen»
«Ich möchte so schnell wie möglich zurückkehren», sagt Liav Sanker. Sein Haus, das er seit einem halben Jahr erstmals wieder aufsucht, liegt rund 100 Meter vor der libanesischen Grenze.
«Aber nicht mit dem Waffenstillstand», fährt er fort. «Denn irgendwann wird die Hisbollah zurückkommen und Raketen auf uns abfeuern.»
Etliche Bewohner kehren nicht in die israelische Grenzstadt Schelomi zurück. Sie befürchten, dass die Hisbollah ihre Kräfte sammelt, um einen grossangelegten Angriff zu starten.
Miliz feiert Waffenstillstand als Sieg
Auch Einwohner der bisher stark gefährdeten Stadt Naharija zeigen sich skeptisch: «Es ist gut, dass wir schlafen können», meint eine Frau. «Aber wir glauben nicht, dass dies das Ende der Krise ist.»
«Wir werden nicht nach Hause zurückkehren, wenn wir nicht geschützt sind», äussert eine andere.
Wie die «NZZ» berichtet, feiert die Hisbollah den Waffenstillstand derweil als Sieg. Viele Einwohner im Libanon sehen den zeitlich begrenzten Waffenstillstand ebenfalls nicht als Lösung.
«Solange es Israel gibt, werden wir weiterkämpfen müssen», meint Aicha Daoui. «Glaub mir, wir sind friedliebende Leute.»
«Wir wollen nicht, dass unsere Kinder Märtyrer werden. Aber wir haben keine andere Wahl», fügt sie an.
Ob sich tatsächlich ein Frieden abzeichnen kann, ist fraglich. Neben dem Misstrauen beidseits der Grenze greift auch die Armut um sich: Gebäude und die Infrastruktur sind zerstört, das Geld fehlt sowohl dem Staat als auch dem Militär.