Wahlsieg für pro-demokratische Opposition in Thailand
Die Partei hat bei der Stimmenauszählung für die Parlamentswahlen eine frühe Führung erlangt. Sie macht sich unter anderem für eine Reform der Monarchie stark.
Das Wichtigste in Kürze
- Vorläufigen Ergebnissen zufolge hat die progressive Move-Forward-Partei den Sieg erlangt.
- Laut Wahlkommission kommt sie auf insgesamt etwa 150 Sitze im 500-köpfigen Parlament.
Die pro-demokratische Opposition in Thailand hat bei der Parlamentswahl gestern einen überragenden Sieg errungen. Gewinner der Abstimmung ist vorläufigen Ergebnissen zufolge die progressive Move-Forward-Partei unter ihrem jungen Chef Pita Limjaroenrat (42).
Nach Auszählung von 99 Prozent der Stimmen kommt die 2014 gegründete Partei laut Wahlkommission auf insgesamt etwa 150 Sitze im 500-köpfigen Parlament.
Den zweiten Platz belegt mit wahrscheinlich rund 140 Sitzen die ebenfalls oppositionelle Partei Pheu Thai unter Führung der 36-jährigen Paetongtarn Shinawatra. Sie ist Spross einer steinreichen Politiker-Dynastie. Vor der Wahl hatte Peu Thai bei Umfragen lange vorne gelegen. Das regierende Militär, das nach einem Putsch 2014 an die Macht gekommen war, fuhr hingegen herbe Verluste ein.
«Gemeinsam werden wir das Land verändern»
Pita Limjaroenrat erklärte auf Twitter, er sei bereit, der nächste Ministerpräsident Thailands zu werden. Seine Partei setzt sich unter anderem für eine Abschaffung der Wehrpflicht und eine Reform der Monarchie ein. Das südostasiatische Urlaubsland hat das wohl härteste Lèse-Majesté-Gesetz der Welt. Es sieht extrem lange Haftstrafen für Majestätsbeleidigung vor. Dagegen gibt es schon lange Proteste.
«Gemeinsam werden wir das Land verändern», schrieb der Parteichef weiter und fügte hinzu, er wolle Regierungschef für alle Thais sein, ob sie seine Politik befürworten oder nicht. Jedoch ist es Beobachtern zufolge bis dahin noch ein langer und komplizierter Weg.
Verfassung nach Militärputsch veränderten
Während eine Koalition zwischen der Move Forward Party und Pheu Thai als wahrscheinlich gilt, brauchen beide die Unterstützung weiterer Parteien, um an die Regierung zu kommen. Denn nach dem Militärputsch änderten die Generäle die Verfassung zu ihren Gunsten: Zusammen mit den 500 neu gewählten Abgeordneten entscheiden auch 250 ungewählte, vom Militär ernannte Senatoren über den Regierungschef. Es gilt als unwahrscheinlich, dass sie die Opposition unterstützen werden.
Und so könnten der amtierende Ministerpräsident Prayut Chan-o-cha oder eine andere militärnahe Partei trotz Wahlpleite am Ende theoretisch eine Minderheitsregierung führen. Die Zeitung «Bangkok Post» kommentierte: «Während wir hoffen, dass der Senat den Geist der Demokratie würdigt, indem er die Regel der Mehrheitsentscheidung respektiert, deuten die Bemerkungen einiger Senatoren darauf hin, dass uns stürmische Tage bevorstehen.»