Weltweiter Betrug: Schiffe leiten Abgase direkt ins Meer
Das Wichtigste in Kürze
- Geräte, welche die Emissionen von Schiffen verringern sollen, leiten diese ins Wasser.
- Weltweit sollen tausende Schiffe betroffen sein.
Mehr als 12 Milliarden Dollar gab die Schiffsindustrie für Geräte aus, die Schadstoffe aus den verursachten Abgasen filtern sollen. Dies, um den von der Internationalen Seeschifffahrts-Organisation geforderten Umweltstandards zu genügen, die per 1. Januar 2020 in Kraft treten.
Der Haken an der Sache: Die herausgefilterten Schadstoffe werden meist nicht zurückgehalten, sondern schlicht im Wasser rund ums Schiff ausgestossen. Dies kann gravierende Folgen für die Tierwelt weltweit haben, warnen Forscher. Das britische Magazin «Independent» deckte den Missstand auf.
Bisher vor allem in Öl-Tankern und Frachtschiffen zu finden
Besagte Gaswäscher wurden nach Angaben einer internationalen Klassifizierungsgesellschaft bereits in 3756 Schiffen weltweit verbaut. Nur in 23 dieser Schiffe verfügt die Maschine über einen geschlossenen Kreislauf. Dieser befördert die Schadstoffe nach getaner Aufgabe nicht gleich ins Meer.
Für die übrigen gilt: Für jede verbrannte Tonne Treibstoff werden im Schnitt 45 Tonnen kontaminiertes Wasser ins Meer gelassen. Die Schiffe, welche von der neuen Technik als erstes Gebrauch machten, sind Öl-Tanker und Frachter.
Kreuzfahrtschiffe besonders gefährlich für Natur-Oasen
Lucy Gilliam, Sprecherin der NGO «Transport Environment», sagte zur Zeitung: «In der Nordsee hat sich die Wasserqualität bereits massiv verschlechtert.» Zudem sind gemäss einem Mitarbeiter der «ICCT», einer ähnlichen Organisation aus den USA, besonders Kreuzfahrtschiffe gefährlich. Weltweit gebe es rund 500 von diesen.
Er sagt: «Etwa die Hälfte der Kreuzfahrtschiffe hat bereits oder wird demnächst einen dieser (fehlerhaften) Gaswäscher installiert haben», lässt er sich zitieren. Besorgniserregend sei dies, weil Kreuzfahrtschiffe wegen der Touristen Orte ansteuern, die besonders schützenswert sind.