Zahl der Virus-Toten steigt - China verschärft Massnahmen

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Fast 60 Tote, fast 2000 Infizierte: China hat seine Massnahmen gegen das neue Coronavirus deutlich verschärft. Einige Länder wollen ihre Bürger aus der Region Wuhan holen.

Temperaturkontrollen in einer U-Bahn-Station in Peking. Foto: Mark Schiefelbein/AP/dpa
Temperaturkontrollen in einer U-Bahn-Station in Peking. Foto: Mark Schiefelbein/AP/dpa - dpa-infocom GmbH

Das Wichtigste in Kürze

  • Angesichts der starken Ausbreitung der neuen Lungenkrankheit hat China seine Massnahmen am Wochenende deutlich verschärft.

Die Zahl der bestätigten Todesopfer stieg auf 56, wie die Nationale Gesundheitsbehörde mitteilte.

Demnach haben sich fast 2000 Menschen mit dem Coronavirus angesteckt, das die Krankheit auslöst. Weltweit kommen 38 Fälle hinzu - darunter mit drei Patienten in Frankreich die ersten Erkrankungen in Europa. Einige Länder bereiteten sich darauf vor, ihre Staatsbürger aus der Region Wuhan auszufliegen. Experten rechnen damit, dass sich der Kampf gegen das Virus noch lange hinziehen wird.

Der chinesische Staats- und Parteichef Xi Jinping berief am Samstag in Peking ein Krisentreffen ein. Alle Ebenen von Partei und Regierung müssten dem Kampf gegen das Coronavirus höchste Priorität einräumen, sagte er laut der Nachrichtenagentur Xinhua.

Die Hauptstadt von Hubei, die Millionenmetropole Wuhan, ist besonders stark vom Coronavirus betroffen: Dort war der Erreger Ende Dezember auf Menschen übergesprungen - vermutlich auf einem Tiermarkt. Bürgermeister Zhou Xianwang sagte am Sonntag, die Zahl der Infektionen in Wuhan könnte noch um Tausend steigen. Derzeit gebe es noch 2700 Verdachts- und Fieberfälle, die getestet würden.

Die Krankenhäuser der Stadt waren am Wochenende offenbar völlig überfordert. Nach offiziell unbestätigten Berichten wurden Patienten zurückgewiesen, weil es nicht genug Personal und Betten gab. Medien berichteten am Sonntag, 24 Krankenhäuser sollten zusätzliche Betten bereitstellen. Wuhan hat bereits im Eiltempo den Bau von zwei neuen Krankenhäusern begonnen, mit einer Kapazität von insgesamt 2300 Betten. Das erste Hospital soll in etwa einer Woche eröffnen.

Aus anderen Teilen Chinas wurden rund 1700 Ärzte und Pfleger nach Wuhan entsandt. Dort wurden der öffentliche Nah- und Fernverkehr, Zug- und Flugverbindungen gestoppt, Ausfallstrassen gesperrt. Auch der normale Autoverkehr in den grossen Stadtbezirken sollte aufhören.

Damit waren mehr als 40 Millionen Menschen in gut einem Dutzend Städten im Herzen Chinas weitgehend von der Aussenwelt abgeschottet. Wie das Staatsfernsehen berichtete, verkündeten am Sonntag weitere Regionen Einschränkungen des Busverkehrs, darunter die Provinz Shandong im Osten und die zentralchinesische Metropole Xi'an. Am Samstag hatte die Hauptstadt Peking ähnliche Beschränkungen verhängt.

In der Provinz Guangdong im Süden des Landes müssen die Bewohner an öffentlichen Orten eine Gesichtsmaske tragen. Die Pflicht zum Mundschutz gilt etwa in Einkaufszentren, Hotels, Restaurants.

Zudem ordnete die chinesische Gesundheitskommission an, Reisende aus Wuhan sollten sich bei den Behörden melden und sich für zwei Wochen zu Hause isolieren, um zu sehen, ob sie infiziert sind. Die Inkubationszeit der Erkrankung kann bis zu zwei Wochen dauern.

Die drei in Frankreich infizierten Patienten sind offenbar nicht schwer erkrankt. Dem Paar, das im Pariser Krankenhaus Bichat behandelt werde, gehe es gut, erklärten Ärzte am Samstag. Einer von ihnen habe noch etwas Fieber. Der 31-Jährige und seine 30 Jahre alte Frau kamen nach einem Aufenthalt in Wuhan nach Frankreich zurück.

Auch dem dritten Patienten in Frankreich, der in einer Klinik in Bordeaux behandelt wird, gehe es soweit gut, sagte der Bürgermeister der Stadt, Nicolas Florian, am Samstag. Insgesamt 38 Infektionen wurden bislang aus den USA, Australien, Japan, Südkorea, Thailand, Vietnam, Singapur, Nepal und Taiwan gemeldet.

Die französische Automobilgruppe PSA kündigte an, ihre Mitarbeiter und deren Familien aus Wuhan zurückzuholen. Die Initiative werde in Abstimmung mit den chinesischen Behörden und dem französischen Generalkonsulat durchgeführt, zitierte die Nachrichtenagentur AFP aus einer Mitteilung des Autobauers.

Aus Paris hiess es von der Regierung, man sei dabei, einen direkten Flug von Wuhan nach Paris zu organisieren. Die Rückführung französischer Bürger werde Mitte der Woche stattfinden. Derzeit sei man dabei, die Bürger und Bürgerinnen zu identifizieren, die die Metropole verlassen wollten. Die Zahl könne sich zwischen mehreren Dutzend und mehreren Hundert Personen bewegen, erklärte die Gesundheitsministerin. Das britische Aussenministerium forderte Briten auf, die Provinz Hubei zu verlassen. Auch Japan bereitete eine Rückführung von Staatsbürgern aus Wuhan vor. Die USA wollten Angehörige des Konsulats in Wuhan am Dienstag ausfliegen.

Papst Franziskus sagte in Rom, er bete für die Kranken und die Angehörigen der Gestorbenen.

Das Coronavirus überträgt sich einer Studie zufolge relativ rasch zwischen Menschen. Experten des Imperial College London berechneten, dass ein Infizierter bis zum 18. Januar durchschnittlich 2,6 weitere Personen angesteckt haben könnte. Chris Whitty, der die Regierung in Gesundheitsfragen berät, ging von einem langen Kampf gegen das Virus aus: «Wir sollten das als Marathon betrachten und nicht als Sprint.»

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