Coronavirus erreicht Afrika - Wirtschaft leidet immer mehr

DPA
DPA

China,

Das Coronavirus erreicht mit Ägypten das erste afrikanische Land. In China steigt die Zahl der Infektionen mit Sars-CoV-2. Experten rechnen mit schlimmeren wirtschaftlichen Folgen als bei Sars 2002/2003.

Medizinische Spezialisten mit Mundschutz und Kopfhauben im «Henan Provincial People's Hospital» in der Provinz Henan in Zentralchina an. Foto: Li Jianan/XinHua/dpa
Medizinische Spezialisten mit Mundschutz und Kopfhauben im «Henan Provincial People's Hospital» in der Provinz Henan in Zentralchina an. Foto: Li Jianan/XinHua/dpa - dpa-infocom GmbH

Das Wichtigste in Kürze

  • Das neuartige Coronavirus hat mit Ägypten das erste Land Afrikas erreicht.

Das ägyptische Gesundheitsministerium teilte am Freitagabend in Kairo mit, betroffen sei eine ausländische Person.

Zur Nationalität machte das Ministerium keine weiteren Angaben. Unklar blieb auch, aus welchem Land die Person nach Ägypten gereist war. Der Patient zeige keine Krankheitssymptome und werde auf einer Isolierstation behandelt. Bei den Kontaktpersonen seien Tests negativ ausgefallen. Bislang war in Afrika nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) noch keine Infektion mit dem Erreger Sars-CoV-2 bekannt geworden.

Viele Experten haben die Sorge, dass das Virus Länder mit einem schlechten Gesundheitssystem etwa in Afrika oder Asien erreicht, wo es schwer zu kontrollieren wäre. Dann drohe sich die Lungenkrankheit Covid-19 dauerhaft auf der Welt einzunisten.

In China stiegen die Infektionen mit einer neuen Zählweise am Freitag stark an. Landesweit waren in der offiziellen Statistik knapp 64.000 Infektionen erfasst, knapp 1400 Menschen starben demnach. Die Dunkelziffer liegt Experten zufolge aber deutlich höher. Der chinesische Staatssender CCTV berichtete, dass sich mehr als 1700 medizinische Helfer wie Ärzte und Krankenhauspersonal angesteckt haben. Mindestens sechs Helfer starben demnach.

«Wir sind momentan nicht in der Lage, die Dynamik des Ausbruchs zu prognostizieren», sagte der Präsident des Robert Koch-Instituts (RKI), Lothar Wieler, am Donnerstag in Berlin. Daten deuten demnach darauf hin, dass Covid-19 in China ähnlich verläuft wie eine schwere Grippewelle. Der Berliner Virologe Christian Drosten erklärte, dass sich der Erreger Sars-CoV-2 wie das Influenzavirus im Rachen vermehre, was es ansteckender mache als anfangs vermutet. Die aus China bekannten Zahlen seien mit Vorsicht zu geniessen, betonten die Experten. «Es sind Trends», so Wieler.

Ausserhalb von Festland-China waren am Freitag in mehr als zwei Dutzend Ländern rund 580 Fälle bestätigt. In Deutschland wurden bisher 16 Infektionen festgestellt - 14 Patienten wurden in Bayern behandelt, zwei in Frankfurt. Nachdem am Donnerstag einer der bayerischen Patienten entlassen wurde, konnten am Freitag auch die beiden Frankfurter Patienten nach Hause. «Sie sind symptomfrei und nachweislich nicht ansteckend», teilte ein Sprecher des Uniklinikums mit. Es bestehe keine Gefährdung für sie oder ihre Umgebung.

Die zwei Patienten waren am 1. Februar zusammen mit 124 anderen Menschen aus Wuhan ausgeflogen und in eine Kaserne in Germersheim zur Quarantäne gebracht worden. Nachdem die Infektion mit Sars-CoV-2 nachgewiesen worden war, wurden die Beiden in die Uniklinik Frankfurt gebracht.

Bei den China-Rückkehrern in der Quarantäne in Germersheim liegen voraussichtlich am Sonntag Ergebnisse der letzten Tests vor. Sofern diese keine Auffälligkeiten aufweisen, wird die Quarantäne am Sonntagmittag aufgehoben, wie das rheinland-pfälzische Gesundheitsministerium mitteilte.

Aufatmen konnten die Menschen auf dem Kreuzfahrtschiff «Westerdam»: Nach tagelanger Irrfahrt konnten die ersten von knapp 2300 Gästen und Crewmitgliedern am Freitag in Kambodscha das Schiff verlassen. Die erste Gruppe der Deutschen an Bord sollte am Abend Richtung Frankfurt reisen. In Thailand legte die «Aidavita» im Hafen von Laem Chabang bei Bangkok an. Das Kreuzfahrtschiff mit rund 1100 Passagieren zumeist aus Deutschland hatte nicht in Vietnam anlegen dürfen.

Aida Cruises teilte mit, die Asienfahrten der «Aidavita» und «Aidabella» wegen der Epidemie und zunehmender Reiseeinschränkungen für diese Saison einzustellen. Regulär hätte das Programm bis April gedauert. Weder auf der «Westerdam» noch auf der «Aidavita» waren Infektionen mit dem Virus bekannt. Asiatische Länder zögern aber nach dem Nachweis von mehr als 200 Infektionen auf der vor Yokohama in Quarantäne liegenden «Diamond Princess», Kreuzfahrtschiffe in ihre Häfen einlaufen zu lassen.

Eine Sorge in vielen Ländern ist auch, dass unwissentlich mit dem Virus infizierte Menschen etwa bei der Fahrt mit öffentlichen Verkehrsmitteln andere anstecken könnten. In London hatte sich kürzlich eine infizierte Frau entgegen den Anweisungen direkt in einer Notaufnahme vorgestellt, wie das Krankenhaus im Stadtteil Lewisham mitteilte. Angereist war sie mit einem Uber-Taxi. Ein weiterer Betroffener soll an einer Konferenz in London teilgenommen haben. Rund 200 Teilnehmer des Treffens wurden aufgefordert, ihre Wohnungen nicht zu verlassen, sollten sie Symptome wie Fieber oder Husten entwickeln.

In Japan war am Donnerstag erstmals ein mit Sars-CoV-2 infizierter Mensch gestorben: eine Frau in ihren 80ern in der Provinz Kanagawa nahe Tokio. Zudem wurde ein Arzt in der 400 Kilometer entfernten Präfektur Wakayama positiv auf das Virus getestet. Das Krankenhaus Saiseikai Arida, in dem er arbeite, nehme vorerst keine Patienten mehr auf, hiess es.

Immer stärkere Auswirkungen hat die Epidemie auf die Wirtschaft. Fluggesellschaften müssen sich auf Umsatzeinbussen in Milliardenhöhe einstellen. Die Internationale Zivilluftfahrtbehörde ICAO geht in einer ersten Schätzung von 4 bis 5 Milliarden Dollar (3,7 bis 4,6 Milliarden Euro) für das erste Quartal aus.

In Singapur sagte Premier Lee Hsien Loong, dass die wirtschaftlichen Folgen von Covid-19 wahrscheinlich die der Sars-Epidemie von 2002/2003 übertreffen werden. Die Interimschefin des französischen Autobauers Renault, Clotilde Delbos, warnte ebenfalls vor Risiken. Der Konzern habe ein Krisenmanagement eingesetzt. Aus der besonders betroffenen Provinz Hubei in Zentralchina kommen viele Autoteile.

Kommentare

Mehr in News

Wildunfälle
Janosch Nietlispach
3 Interaktionen
unicredit

Mehr Coronavirus

Grippestamm
31 Interaktionen
Passagieraufkommen
1 Interaktionen
long covid
3 Interaktionen

Mehr aus China

Huawei Mate 60 Pro
1 Interaktionen
9 Interaktionen