Indien: «Tag der Kuh-Umarmung» geht nach hinten los

Julian Blatter
Julian Blatter

Indien,

Die indische Tierschutzbehörde Awbi wollte den Valentinstag zum «Tag der Kuh-Umarmung» umdeuten – wollte. Denn die Idee geht nach hinten los.

India-Hindu Valentine's Day
Die indische Regierung hat einen Appell an die Bürger zurückgenommen, den Valentinstag damit zu verbringen, Kühe zu umarmen. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Die indische Tierschutzbehörde wollte den Valentinstag zum «Tag der Kuh-Umarmung» machen.
  • Die Idee ging jedoch nach hinten los. Die Behörde hat ihren Vorschlag zurückgezogen.
  • Mit der Umdeutung des Valentinstags schlägt die Behörde in die Kerbe von radikalen Hindus.

Die indische Tierschutzbehörde Awbi plante, aus dem Valentinstag den «Cow Hug Day», den «Tag der Kuh-Umarmung», zu machen. Eine Idee, die nicht allzu lange überlebt hat.

Die Behörde schreibt in einer Mitteilung von letzter Woche, Kuh-Umarmungen würden «emotionalen Reichtum» bringen. Sie würden «unser individuelles und kollektives Glück steigern», heisst es weiter.

Kuh
Kühe gelten im Hinduismus als heilig. - Keystone

Um die Kuh zu würdigen und das Leben glücklicher zu gestalten, soll der 14. Februar künftig als «Tag der Kuh-Umarmung» gefeiert werden. Schliesslich sei die Kuh nichts Geringeres als das «Rückgrat der indischen Kultur und ländlichen Wirtschaft», schreibt die Behörde.

Reporter wagt den Selbstversuch – und blitzt ab

Wie die «Times of India» berichtet, hat die Awbi ihren neuen Feiertag bereits wieder verworfen. Das ist kein Wunder, denn der Vorschlag hat auf Social Media und in den Medien vor allem Spott geerntet.

So hob etwa der «Indian Express» hervor, wie unangenehm es sei, von Fremden umarmt und geknuddelt zu werden. Man solle den müden, überarbeiteten und ausgenutzten Tieren besser eine Auszeit verschaffen, so der Vorschlag der Zeitung.

Ein Reporter des englischsprachigen Senders «NDTV» wagt sich gleich in den Selbstversuch. Mit einem Geschenk in der Hand macht er sich auf, Strassenkühe zu umarmen – vergeblich.

Sein Fazit nach mehreren gescheiterten Versuchen: «Nun, ich habe versucht, Kühe zu umarmen, aber ich bin eindeutig nicht der richtige Typ dafür. Ich dachte schon, ich könnte Tinder deinstallieren, aber das wird wohl nicht passieren», scherzt er.

Kühe und Politik

In der Awbi-Mitteilung heisst es weiter, die vedischen Traditionen im Hinduismus seien wegen der westlichen Kultur «am Rande des Aussterbens». Der «Glanz der westlichen Zivilisation» habe die eigene Kultur fast vergessen gemacht.

Würden Sie eine Kuh umarmen?

Damit schlägt die hindu-nationalistische Regierung unter Narendra Modi laut «Deutschlandfunk Nova» in die Kerbe radikaler Hindus. Diese würden den Valentinstag als gefährlichen westlichen Einfluss verstehen. Am Valentinstag schüchterten radikale Gruppen immer wieder Paare in Geschäften oder Restaurants ein, heisst es weiter.

Der «Cow Hug Day» ist nicht der erste Versuch der Behörden, Wirbel um das im Land heilige Tier zu erzeugen. Wie «CNN» berichtet, wollte die staatliche Kuhschutzbehörde vor einigen Jahren eine Prüfung über «Kuh-Wissenschaften» einführen. Nach heftiger Kritik am teils unwissenschaftlichen Lerninhalt wurde dieser Plan aber wieder verworfen. Beispielsweise hiess es darin, grosse Schlachthöfe könnten schwere Erdbeben auslösen.

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