Coronavirus: Ursprungsherd China zurück im Alltag – wie geht das?

Rowena Goebel
Rowena Goebel

China,

Während in Europa die zweite Welle wütet, ist im Corona-Ursprungsherd China der Alltag wieder eingekehrt. Dort ist das Coronavirus radikal bekämpft worden.

Coronavirus
In China hat sich die Lage längst entspannt. Ein Mann liegt mit einer Maske zum Schutz vor dem Coronavirus auf einer Parkbank in Peking. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Vergangenen Dezember ist das Coronavirus in der chinesischen Provinz Hubei ausgebrochen.
  • Inzwischen hat China die Coronakrise überstanden – es gibt kaum noch Fälle.
  • Gründe dafür sollen die Teststrategie des Landes, Lockdowns und klare Kommunikation sein.

In den vergangenen Wochen hat sich die Situation um das Coronavirus in Europa zunehmend verschärft. Die Fallzahlen schnellen weiter in die Höhe – fast überall im Westen werden neue Schutzmassnahmen oder gar Lockdowns eingeführt.

Anders sieht die Lage in China aus, wo die neue Lungenkrankheit ausgebrochen ist. Das Land hat die Krise hinter sich gelassen, längst hat der Alltag wieder Einkehr gehalten. Wie ist das möglich?

Fallzahlen seit März tief

Der erste Corona-Fall überhaupt wurde Ende Dezember 2019 in Wuhan, der Hauptstadt der chinesischen Provinz Hubei, gemeldet. Nur wenig später fand sich China in einer Pandemie wieder. Bis im Februar stiegen die Infektionen mit dem Coronavirus rasant.

Bereits im März jedoch gab es deutlich weniger Ansteckungen: Während China am 14. Februar zum Höhepunkt 14'100 Ansteckungen meldete, waren es bereits am 8. März nur noch 40.

Coronavirus
Ein Baby mit einem Gesichtsschutz an einem Flughafen in Wuhan, China. - Keystone

Seither bleiben die Fallzahlen auf sehr tiefem Niveau. Bei fast 1,4 Milliarden Einwohnern gab es gestern Mittwoch noch 300 aktive Fälle, wie die Zahlen von «worldometers» zeigen.

Eine unglaublich schnelle Erholung. Im Vergleich: In der Schweiz wurde der erste Fall Ende Februar – also nur kurze Zeit später – gemeldet.

Während die Fallzahlen im Frühling abnahmen und über den Sommer konstant blieben, wurden alleine heute Donnerstag 9400 neue Fälle gemeldet. Derzeit sind noch 77'800 Personen in der Schweiz Corona-positiv.

Wie Wuhan das Coronavirus eindämmte

Experten glauben zu wissen, was China richtig gemacht hat: Neben einer schnellen Teststrategie und umfassenden Lockdowns seien klare Ansagen das Erfolgsrezept der Behörden.

Zu Beginn der Pandemie kam man schnell und kostenlos an einen Test, wie die New Yorker Nachrichtenseite «Business Insider» schreibt. Wer positiv war, wurde umgehend in ein Isolationszentrum oder in ein nahe gelegenes Spital geschickt. Zudem wurde die Millionenstadt Wuhan komplett isoliert: Während 76 Tagen herrschte ein kompletter Lockdown.

Innerhalb weniger Tage wurden Spitäler in Hubei von Grund auf neu erbaut. Nicht dringende medizinische Behandlungen verschoben und Arzttermine online abgehalten. Ausserdem wurden Fieberkliniken im Freien eröffnet und ein gross angelegtes Contact Tracing lanciert.

«Je schneller man die Fälle ausfindig macht, sie isoliert und ihre Kontakte zurückverfolgt, desto erfolgreicher ist man.» Das sagte der stellvertretende WHO-Generaldirektor Bruce Aylward im März gegenüber dem Newsportal «Vox».

Der Umgang der Behörden mit dem Virus ist jedoch auch immer wieder stark kritisiert worden. So hatte Staatschef Xi Jinping schon «positive Ergebnisse» der Massnahmen gepriesen, kurz bevor es im Februar zum Rekordanstieg gekommen war.

Kritik an Chinas Umgang mit dem Coronavirus

Kritik aus der Bevölkerung gab es auch hinsichtlich des Augenarzts Li Wenliang. Er war einer der Ersten, die vor dem Coronavirus gewarnt hatten.

Schon am 30. Dezember hatte Wenliang online in einer Diskussionsgruppe vor einer Rückkehr des Sars-Virus gewarnt. In der Folge hatte die Polizei ihn und andere Teilnehmer der Chatgruppe wegen der Verbreitung von «Gerüchten» vorgeladen und verwarnt.

dpa
Der chinesische Arzt Li Wenliang hatte früh vor dem Virus gewarnt. Er ist später selbst an den Folgen gestorben. - dpa-infocom GmbH

Sie mussten unterschreiben, dass sie nichts mehr über den Ausbruch enthüllen. Einige Tage später infizierte sich der Arzt selbst bei einer Patientin. Er verstarb im Alter von 34 Jahren selber an der Lungenkrankheit.

Keine zweite Welle in Sicht

Auch nun, da kaum noch Neuinfektionen gemeldet werden, geht China keine Risiken ein. Anfang Oktober wurden im Zusammenhang mit einem Spital der Stadt Qingdao zwölf neue Fälle gemeldet. Kurz darauf beschloss die Regierung, alle 9 Millionen Einwohner testen zu lassen.

Knapp eine Woche später meldete sie, 10,5 Millionen Corona-Tests durchgeführt zu haben. Zum Vergleich: In der Schweiz wurden in den rund acht Monaten Pandemie gemäss BAG 1,36 Millionen Personen getestet.

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Eine Frau wird Mitte Oktober in Qingdao auf das Coronavirus getestet. - Keystone

Doch auch diese Massnahme liess kritische Stimmen laut werden. Der Hongkonger Virologe Jin Dongyan sagte gegenüber der «Times», dass eine Stichprobe von etwa 100'000 Menschen ausgereicht hätte. Die Massen-Teststrategie bezeichnete er als «irgendwie beängstigend».

Die chinesischen Behörden hätten ihr System zur Bekämpfung des Coronavirus auf «schnelle Erkennung und schnelle Reaktion» vorbereitet, so Aylward. «Sie wollen nie wieder eine Situation erleben wie in Wuhan – und das haben sie auch nicht.»

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