China stemmt die Corona-Krise besser als Europa und USA
Das Wichtigste in Kürze
- Chinas Wirtschaft ist im dritten Quartal um 4,9 Prozent gewachsen.
- Produktion, Exporte und staatliche Investitionen befeuern das Wachstum.
Es geht aufwärts in China. Gemäss Peking ist die zweitgrösste Volkswirtschaft im dritten Quartal um 4,9 Prozent gewachsen. Das ist zwar etwas weniger, als viele Ökonomen erwartet haben. Gegenüber dem Vorquartal – geschweige von der deutlichen Schrumpfung zu Jahresbeginn – ist das Wachstum aber eine klare Steigerung.
Der Wirtschaftsmotor brummt wieder. Verglichen mit dem Vorjahr haben die Exporte im September um 9,9 Prozent zugenommen. Die Importe legten gar um über 13 Prozent zu.
Trotz des Stillstands im Frühjahr – in Zentralchina dauerte der Lockdown 76 Tage – erwartet der Internationale Währungsfonds für dieses Jahr im Reich der Mitte ein BIP-Wachstum von 1,9 Prozent. China wäre damit die einzige grosse Volkswirtschaft, welche dieses Jahr ein Plus verbuchen kann.
Wirtschaftsnationen schrumpfen
Zum Vergleich: Das Staatssekretariat für Wirtschaft erwartet, dass das BIP 2020 um 3,8 Prozent schrumpfen wird. Die US-Wirtschaft dürfte um über 4 Prozent abgeben, Deutschland erwartet ein Minus von 6 Prozent, Frankreich gar 11 Prozent.
Anders als viele westliche Länder hat China die Corona-Pandemie schnell in den Griff bekommen und die Neuinfektionen – glaubt man denn Peking – fast auf null gedrückt. Allerdings mit drastischen Massnahmen: Wuhan wurde komplett abgeriegelt, die Landesgrenzen geschlossen. Einreisende mussten in staatlich zugewiesenen Hotelzimmern zwei Wochen lang unter ständiger Überwachung verharren. Dazu kamen radikale Ausgangssperren und eine digitale Überwachung.
Im Detail zeigen Chinas Wirtschaftszahlen auch, dass es nicht überall gut läuft. Der Einzelhandel ist 7,2 Prozent im Minus, getrieben wird das Wachstum hingegen von der Produktion und Exporten. Ausschlaggebend für das Wirtschaftswunder im Reich der Mitte sind ebenfalls massive staatliche Ausgaben.
Investiert, auch wenn nicht nötig
Denn das Vorhaben, nicht mehr so viele Schulden zu machen, hat Peking schnell begraben. Um die Wirtschaft anzukurbeln und vom Ausland weniger abhängig zu werden, wird überall im Land kräftig gebaut. Ob nötig oder nicht.
Finanzprofessor Michael Pettis erklärt gegenüber der «Deutschen Welle», dass man darum die Zahlen nicht mit anderen Ländern direkt vergleichen solle. Denn: «Chinas Führung kann jedes beliebige Wachstumsziel erreichen.»
Mit echtem Wirtschaftswachstum habe das nichts zu tun, sondern vielmehr mit wirtschaftlicher Aktivität. «Wer eine Wachstumsrate erreichen will, muss sich nur einen Fluss suchen und eine Brücke bauen – ob sie gebraucht wird, spielt keine Rolle. So wird in China für Wachstum gesorgt.»