Coronavirus: Zahl der Toten in China auf 361 gestiegen
Die Zahl der Todesfälle durch das neuartige Coronavirus in China ist nochmals deutlich gestiegen.
Das Wichtigste in Kürze
- In China ist die Zahl der Coronavirus-Toten auf 361 gestiegen.
- Damit ist in dem Land die Zahl der Todesfälle nun höher als während der Sars-Epidemie.
- Die Zahl der Infizierten ist nach Behördenangaben auf mehr als 17'200 gestiegen.
Wie die chinesischen Behörden am Montag mitteilten, wuchs die Zahl der Verstorbenen um 57 auf 361 an. 56 der neuen Todesfälle wurden in der Provinz Hubei verzeichnet, von wo die Epidemie ihren Ausgang genommen hatte. Hinzu kommt ein Todesfall in der südwestlichen Millionenmetropole Chongqing.
Die Zahl der Todesfälle durch das neuartige Virus ist nun höher als während der Sars-Epidemie der Jahre 2002 und 2003. An diesem Erreger waren damals in Festlandchina laut der offiziellen Bilanz 349 Menschen gestorben.
Weltweit waren damals allerdings 774 Tote zu beklagen gewesen.
Nach den neuen Angaben des Gesundheitsausschusses der chinesischen Regierung wurden bis Montagmorgen landesweit 2829 weitere Fälle von Ansteckungen mit dem neuartigen Coronavirus registriert. Die offizielle Gesamtzahl der Krankheitsfälle nahm damit auf mehr als 17'200 zu.
Die Behörden sprechen von mehr als 20'000 Verdachtsfällen. Von China hat sich das Virus in mindestens 24 weitere Länder ausgebreitet. Rund 180 Erkrankung sind bereits bestätigt.
Laut Weltgesundheitsorganisation WHO starb in der philippinischen Hauptstadt Manila erstmals ein Infizierter ausserhalb Chinas.
Es handle sich um einen Chinesen aus der Millionenstadt Wuhan, dem Ausgangsort der Infektion. Seine 38-jährige Partnerin, die mit ihm eineinhalb Wochen zuvor eingereist war, wurde ebenfalls positiv getestet.
Erste Stadt ausserhalb Hubai unter Quarantäne
In China wurde erstmals eine Stadt ausserhalb der Provinz Hubei de facto unter Quarantäne gestellt. In der Neun-Millionen-Einwohner-Metropole Wenzhou an der Ostküste dürfe nur noch ein Mensch pro Haushalt alle zwei Tage auf die Strasse, um das zum Leben Notwendige einzukaufen, teilten die örtlichen Behörden mit. Sie setzten den öffentlichen Verkehr aus und schlossen 46 Autobahn-Mautstellen.
In den vergangenen Wochen waren bereits einige Städte in Hubei, darunter die Metropole Wuhan, mit zusammen mehr als 50 Millionen Einwohnern unter Quarantäne gestellt worden.
Die chinesische Regierung rief am Wochenende ausserdem dazu auf, Hochzeiten zu verschieben und Trauerfeiern in kleinem Rahmen abzuhalten, um Menschenansammlungen zu vermeiden. Der Reiseverkehr in China nahm allerdings wieder zu, weil am Montag die wegen des Virus verlängerten Neujahrsferien enden.
Unterdessen verkündeten Staatsmedien, am Montag solle ein Spital in Wuhan offiziell eröffnen, das wegen der vielen Virus-Patienten im Schnellverfahren erbaut worden war. Rund 1400 erfahrene Militärärzte sollen in der 1000-Betten-Klinik zum Einsatz kommen.
Derweil wurde aus Spanien der erste Fall einer Infektion mit 2019-nCoV gemeldet - bei einem deutschen Touristen. In Deutschland ist das Virus bei zehn Menschen nachgewiesen.
Schweizer in Marseille gelandet
Immer mehr Länder flogen unterdessen ihre Bürger aus dem Seuchengebiet in China aus, darunter neu Russland. Grossbritannien zog nach Angaben des Aussenministeriums Personal aus diplomatischen Einrichtungen in China ab.
Von dem Schritt sind demnach Diplomaten sowie deren Familien betroffen. Zuvor hatten die USA einem Teil ihrer Botschaftsmitarbeiter die Ausreise freigestellt.
Ein Flugzeug mit fünf Schweizern aus dem Coronavirus-Gebiet in China landete am Sonntag auf einer Luftwaffenbasis in Frankreich in der Nähe von Marseille.
Rund 20 der insgesamt 250 Passagiere zeigten Krankheitssymptome, wie die französische Gesundheitsministerin Agnès Buzyn am Sonntagabend sagte. Zuvor hatte es geheissen, die Rückkehrer hätten keine Symptome.
«Rund zwanzig Personen mit Symptomen sind unter Beobachtung von Militärärzten für Tests auf dem Flughafen von Istres-Le Tubé geblieben», sagte Buzyn an einer Medienkonferenz in Paris. Es handle sich um Franzosen und um Staatsbürger aus Ländern ausserhalb der EU. Ob Schweizer darunter sind, war zunächst nicht bekannt.
Je nach Resultat der Tests würden die Rückkehrer hospitalisiert oder in zwei Zentren bei Aix-en-Provence für zwei Wochen in Quarantäne bleiben. Buzyn erklärte am Sonntagabend weiter, dass die Testergebnisse am Montag veröffentlicht würden.
Auch Brasilien will jetzt doch Staatsbürger ausfliegen. Verzweifelte Brasilianer, die in Wuhan festsitzen, hatten ein Video auf YouTube veröffentlicht, in dem sie sich direkt an den Präsidenten Jair Bolsonaro wenden.
Dieser hatte zuvor rechtliche Hindernisse als Hürde für Hilfsflüge geltend gemacht: Es fehle dem Land an Gesetzen, um Menschen in Quarantäne zu nehmen. Jetzt heisst es, dass Rückkehrer entsprechend internationaler Verfahren behandelt werden sollten.
Neuseeeland und Australien sperren Chinesen aus
Neuseeland und Australien reagierten mit einer vorläufigen Einreisesperre für Flugpassagiere aus China auf die Verbreitung des Coronavirus. Wie die neuseeländische Regierung am Sonntag mitteilte, soll das Einreiseverbot am Montag in Kraft treten, alle 48 Stunden überprüft werden und bis zu zwei Wochen gelten.
Es betreffe sowohl Passagiere, die ihre Flugreise in China beginnen, als auch jene, die dort zwecks Weiterreise nach Neuseeland umsteigen.
Ausgenommen seien neuseeländische Staatsangehörige und Menschen mit dauerhafter Aufenthaltsgenehmigung sowie deren Angehörige. Eine quasi identische Einreisesperre hatte am Samstag bereits Australien erlassen.
Auch die USA lassen ausländische Reisende aus China wegen des Ansteckungsrisikos nicht mehr ins Land, mit Ausnahme von Angehörigen von US-Staatsbürgern. Der von Präsident Donald Trump erlassene Bann gilt ab Sonntag (23.00 Uhr MEZ).
Er bewertet die amerikanischen Massnahmen gegen die Virusepidemie als erfolgreich. «Wir werden sehen, was passiert. Aber ja, wir haben es ausgeschaltet» (orig. «we did shut it down»), sagt er dem Sender Fox am Sonntagabend (Ortszeit).