Liang Wenfeng: Dieser Mann steht hinter neuer China-KI Deepseek
Das neuste KI-Sprachmodell des chinesischen Unternehmens Deepseek hat eingeschlagen wie eine Bombe. Der Kopf dahinter: Liang Wenfeng.
Das Wichtigste in Kürze
- Deepseek ist ein auf KI spezialisiertes chinesisches Unternehmen.
- Sein neustes Sprachmodell bringt die Tech- und Finanzwelt in Aufruhr.
- Dahinter steckt ein 40-jähriger Nerd und Tüftler.
Die überlangen Mails des nervtötenden Mitarbeiters durchlesen? Stunden für die Recherche für eine Schularbeit aufwenden? Das war gestern.
Mit OpenAIs ChatGPT wurde Künstliche Intelligenz (KI) für die breite Masse greifbar. Plötzlich konnte sich auch Otto Normalo unter KI etwas vorstellen.
Jetzt hat Deepseek eingeschlagen wie eine Bombe.
Nach der ersten Welle an Schlagzeilen folgten Berichte über Hackerangriffe auf die Server des chinesischen Betreibers.
Ausserdem standen sensible Daten des chinesischen Unternehmens offen im Netz.
Doch wer steckt eigentlich hinter Deepseek?
Das «Mysterium» um die Gründer von DeepSeek
Einer der entscheidenden Köpfe und amtierender CEO hinter Deepseek ist Liang Wenfeng.
Ironischerweise gibt sich ausgerechnet der KI-Chatbot Deepseek auf Fragen zu ihrem Gründer geheimnisvoll, wie Nau.ch herausfindet.
Auf Anfrage negiert der Chatbot jeden Zusammenhang zwischen Wenfeng und dem chinesischen Unternehmen.
Ebenfalls auffallend, aber weniger überraschend: Bei China-kritischen Fragen weicht die KI aus oder reagiert auf sonderbare Art und Weise.
Zurück zum Gründer: Liang ist ein Hedgefonds-Unternehmer aus der südchinesischen Provinz Guangdong. Laut dem «Guardian» basiert sein Erfolg auf einem untypischen Ansatz.
Er konzipierte sein Unternehmen nicht als klassisches gewinnorientiertes Tech-Startup, sondern als reine Forschungsorganisation.
An der Präsentation eines früheren KI-Modells sagt er: «Unser Prinzip ist es, weder Geld zu verlieren noch riesige Gewinne zu erzielen.»
Ziel sei nicht, reich zu werden. Sondern: An die technologische Spitze zu gelangen und die Entwicklung des gesamten KI-Ökosystems zu fördern.
Liang Wenfeng: Der KI-Nerd mit Milliarden in der Verwaltung
Liang Wenfeng gilt als leidenschaftlicher KI-Tüftler.
Nach seinem Studium der elektronischen Informationstechnik an der Zhejiang-Universität lehnte er lukrative Jobs bei grossen Softwareunternehmen ab.
So konnte er sich voll und ganz seiner Vision widmen.
Finanziert durch seinen Hedgefonds High Flyer Capital gelang ihm der Durchbruch. Auch wenn es offiziell nicht sein Ziel war, nutzte er KI-Modelle zur Analyse von Aktienmustern.
So verwaltete sein Fonds im Jahr 2021 mehr als 100 Milliarden Yuan – umgerechnet rund 13 Milliarden Franken.
Dann kamen Gerüchte auf: Liang habe 10'000 Nvidia-Chips gehortet – angeblich für ein persönliches Hobby.
Der «Guardian» berichtete, dass zu diesem Zeitpunkt nur wenige Tech-Giganten kaum über eine vergleichbare Menge an Hochleistungsprozessoren verfügen.
2023 kommentierte Liang diese Spekulationen rückblickend: «Viele denken, das sei eine undurchsichtige Geschäftslogik. Tatsächlich ist es nur Neugier.»
Der harte Schlag: US-Embargos gegen China
2022 verschärfte sich die geopolitische Lage. Der damals amtierende US-Präsident Joe Biden verhängt Exportkontrollen für Halbleiter nach China, um die KI-Entwicklung des Landes zu bremsen.
Die leistungsstarken H100-Chips von Nvidia landeten auf einer Blacklist.
Deepseek blieb nichts anderes übrig, als seine Modelle auf die weniger leistungsstarken H800-Chips anzupassen. Doch 2023 wurden auch diese Chips verboten.
Deepseek setzt auf Effizienz
Ob sich aus diesen Einschränkungen eine grosse Stärke entwickelte? Tatsächlich gilt Deepseek heute als besonders effizient.
Trotz begrenzter Ressourcen liefert das Unternehmen beeindruckende KI-Leistungen – ein Grund, warum es für Investoren so attraktiv ist.
Mit Investitionen von gerade mal sechs Millionen US-Dollar wurde das Sprachmodell trainiert.
Für Liang ist klar: Lokale Talente stehen an erster Stelle. Lieber stellt er Entwickler ein, die in Hangzhou, dem Unternehmenssitz, leben, als Absolventen, die im Ausland studiert haben.
Keine Entwickler aus dem Ausland – dafür Daten aus dem Ausland? Deepseek steht unter Verdacht, Daten des US-amerikanischen ChatGPT-Entwicklers OpenAI gestohlen zu haben. Ob das stimmt, ist aber unklar.