Friedhöfe voll: Chinesen sollen ihre Verwandten im Meer bestatten
Die Gesellschaft Chinas ist überaltert, die Friedhöfe sind voll – ein Platz ist deshalb teuer. Nun müssen viele Menschen auf Seebestattungen ausweichen.

Das Wichtigste in Kürze
- In China kostet ein Platz auf einem Friedhof bis zu knapp 13'000 Franken.
- Immer mehr Menschen weichen deshalb auf Beerdigungs-Alternativen aus.
- Besonders boomt nun das Geschäft mit Seebegräbnissen.
In China sind die Grabplätze rar: Die Bevölkerung ist überaltert, die Städte und damit die dortigen Friedhöfe völlig überfüllt. Die Behörden der Metropole Shanghai gehen davon aus, dass es innerhalb der nächsten 15 Jahre keine Plätze mehr geben wird.
Das führt dazu, dass Angehörige bis zu umgerechnet 13'000 Franken für ein Grab für ihre verstorbenen Liebsten hinblättern müssen.
Geld, das nicht alle haben. Immer mehr Menschen versenken deshalb die Urnen ihrer Verwandten nicht im Boden, sondern im Meer, wie der «Guardian» schreibt. Das ist deutlich günstiger: Für ein Seebegräbnis werden nur um die 1300 Franken verrechnet.
Behörden ermuntern Chinesen zu Seebestattung
Die Nachfrage ist gross – und sie wird auch vom Staat angetrieben. So werden Chinesen dazu ermuntert, ihre Verwandten einzuäschern statt in Särgen zu begraben.
Den Behörden zufolge wurden 2015 noch 47 Prozent der Toten eingeäschert, 2021 waren es schon fast 59 Prozent. Doch das löst das Platzproblem noch nicht vollständig. Viele Urnen werden nämlich dennoch auf dem Friedhof begraben.
Um das zu ändern, locken einige Lokalbehörden mit Geldprämien, wenn man auf Alternativen setzt. In der ostchinesischen Stadt Suzhou zum Beispiel stach kürzlich ein Schiff mit 190 Trauernden auf einmal in die See.
Dort fanden Zeremonien für 79 Verstorbene statt. Alle Familien erhielten dafür eine staatliche Subvention von umgerechnet 260 Franken.
Die staatlichen Medien werben zudem mit dem Begriff «Houyang Bazong» für die Beerdigungen. Deutsch: «Grosse Fürsorge, schlanke Beerdigung.» So soll vermittelt werden, dass Spiritualität im Leben wichtiger sei als im Tod.