Jetzt wird auch Haftbefehl gegen Xi gefordert
Wegen der Verbrechen gegen Uiguren wird auch ein Haftbefehl gegen Xi Jinping gefordert. Die Verschleppung uigurischer Kinder geschehe in grösserem Ausmass.
Das Wichtigste in Kürze
- Gegen Putin wurde ein Haftbefehl erlassen, nun wird auch einer gegen Xi Jinping gefordert.
- Die Verbrechen gegen Uiguren-Kinder geschehe in grösserem Ausmass als gegen ukrainische.
- Auch sie würden verschleppt, umerzogen und zwangsadoptiert, so eine Aktivistin.
Der Internationale Strafgerichtshof (IStGH) hat gegen Kremlchef Wladimir Putin einen internationalen Haftbefehl verhängt. Ihm wird vorgeworfen, Kinder aus den im Ukraine-Krieg besetzten Gebieten zu verschleppen. In Russland würden sie umerzogen und von russischen Familien adoptiert. Es sind heftige Vorwürfe, die aber auch einem anderen Regime gemacht wird.
In der chinesischen Provinz Xinjiang geht das Regime von Präsident Xi Jinping mit äusserster Härte gegen Uiguren vor. Kinder werden von ihren Familien getrennt und in Umerziehungslager gesteckt. «Die Behörden zielen auf Kinder im Kindergartenalter», erklärt Uiguren-Aktivistin Rushan Abbas gegenüber der «Bild». Kinder würden den Familien im Alter von vier, fünf oder sechs Jahren weggenommen.
Nach der Verschleppung erfuhren die Eltern nicht, wo ihre Kinder seien, jegliche Kommunikation werde unterbunden. In den Lagern müssten die Kinder Hochchinesisch lernen, mit dem Ziel, ihre eigene Sprache zu vergessen, so Abbas. Sie würden auch gezwungen, traditionelle Kleidung zu tragen.
Die Lager seien schwer bewacht, Kontakt zur Aussenwelt gebe es keinen, raus kämen die Kinder nur für Zwangsarbeit: «Sie werden vor allem in der Landwirtschaft als billige Arbeitssklaven eingesetzt», erzählt Abbas. Einige Kinder würden nach der Umerziehung in andere Teile Chinas gebracht und dort adoptiert. Auch das ist eine Praxis, die im Ukraine-Krieg angewendet wird.
Putin und Xi argumentieren gleich
Die Uno-Menschenrechtskommission bestätigt in einem Bericht die Aussagen von Abbas teilweise. Die Unterdrückung der Uiguren komme «Verbrechen gegen die Menschlichkeit» gleich. Zeugen berichtete von «Muster von Folter und anderen Formen grausamer, unmenschlicher oder erniedrigender Behandlung». Gemäss Schätzungen sind rund eine Million Uiguren – Kinder und Erwachsene – in Lagern interniert.
China dementiert die Existenz der Lager nicht, spricht aber von Fortbildungsstätten, der Besuch sei freiwillig. Auch hier hat Putin bei Xi abgeschaut: Er und sein Regime bezeichnen die Verschleppungen der Kinder als Rettungs- und Evakuierungsaktionen.
Die russische Verschleppung ukrainischer Kinder und die Unterdrückung von Uiguren ähneln sich also stark. «Diese Verbrechen an den uigurischen Kindern werden seit mehreren Jahren in noch grösserem Ausmass begangen», sagt Rushan Abbas und fordert: «Wenn ein Haftbefehl gegen Putin ausgestellt werden kann, dann muss auch Xi für seine Verbrechen zur Verantwortung gezogen werden.»