Neue Viruswelle in China - Grund zur Sorge?
In den sozialen Medien tauchen Fotos und Videos auf, die zeigen, wie Spitäler in China überrannt werden. Gibt es einen Grund zur Sorge?
Das Wichtigste in Kürze
- China kämpft derzeit mit einer Welle von Atemwegserkrankungen und vollen Spitälern.
- Die Regierung in Peking sprach am Freitag (Ortszeit) von einem jährlichen Winterphänomen.
- In den Medien wird derweil vor allem über das humane Metapneumovirus (HMPV) berichtet.
China hat mit dem Wintereinbruch offenbar mit einer Welle von Atemwegserkrankungen zu kämpfen. Im Netz sind Videos und Bilder aufgetaucht, die chinesische Spitäler zeigen, die von Patientinnen und Patienten mit Atemwegsmasken überrannt werden.
Eltern sind zu sehen, die ihre kranken Kinder in den Armen halten und in langen Schlangen auf eine Behandlung warten. Es sind Szenen, die einige an die frühen Tage des Covid-Ausbruchs in China erinnern dürften.
In ersten Berichten hiess es, dass China von einem «mysteriösen Virusausbruch» heimgesucht werde. Mittlerweile ist die Rede davon, dass eine Welle von verschiedenen Atemwegserkrankungen für den Ansturm auf die Spitäler verantwortlich sei.
Dazu gehören demnach unter anderem Fälle von Influenza A, Covid-19, Mycoplasma pneumoniae und Fälle des sogenannten humanen Metapneumovirus (HMPV).
Gibt bisher keinen Impfstoff – Was ist HMPV?
Besonders HMPV erhält derzeit in den Medien viel Aufmerksamkeit, da ein Anstieg von Infektionen gemeldet wurde. HMPV verursacht grippeähnliche Symptome und kann zu schweren Atemwegsproblemen führen, insbesondere bei Kindern und gefährdeten Gruppen. Es handelt sich um ein Atemwegsvirus, das Infektionen der oberen und unteren Atemwege verursacht.
Die «Economic Times» in Indien berichtete, es seien zwar mehr Fälle von HMPV registriert worden, dies sei aber nach wie vor ein lokales Problem und es gebe keine Anzeichen, dass es pandemische Ausmasse annehme.
Die Zeitung betont, dass der Ausbruch aber das Bewusstsein für die Notwendigkeit vorbeugender Massnahmen geschärft habe. Insbesondere, da es keinen Impfstoff gegen HMPV gibt, obwohl das Virus seit fast zwei Jahrzehnten bekannt ist.
In dem Bericht heisst es ausserdem, dass die Grippe und HMPV zwar zu dem Anstieg der Atemwegsinfektionen in China beitragen würden, Influenza A sei aber nach wie vor die häufigste Krankheitsursache.
China spricht von jährlichem Winterphänomen
Nach dem sich China zunächst mit offiziellen Kommentaren zurückhielt, meldete sich am Freitag (Ortszeit) das Aussenministerium zu Wort und sprach von einem jährlichen Winterphänomen. Sprecherin Mao Ning betonte, dass Atemwegsinfektionen «in der nördlichen Hemisphäre» im Winter tendenziell ihren Höhepunkt erreichen würden.
Auf die Frage nach den überfüllten Spitälern und den Berichten über den Anstieg der Erkrankungen sagte sie: «Die Krankheiten scheinen weniger schwerwiegend zu sein und sich im Vergleich zum Vorjahr in geringerem Umfang auszubreiten.»
Da internationale Medien teilweise bereits dazu ermahnten, Reisepläne nach China vorerst zu überdenken, betonte die Aussenministeriumssprecherin ausserdem, dass «Reisen» in das Land sicher seien.
«Ich kann Ihnen versichern, dass der chinesischen Regierung die Gesundheit der chinesischen Bürger und der Ausländer in China am Herzen liegt», so Ning. Sie forderte Touristen ausserdem dazu auf, die Richtlinien der «National Disease Control and Prevention Administration of China» zu beachten.
Kein Notstand ausgerufen
Obwohl es in China einen Anstieg von Atemwegserkrankungen gibt, haben weder die chinesische Regierung noch die Weltgesundheitsorganisation (WHO) offizielle Warnungen oder Hinweise herausgegeben oder den Notstand ausgerufen.
Die Medien in den Nachbarländern wie Indonesien, Indien und Japan haben jedoch intensiv über die Welle von Atemwegserkrankungen in China berichtet. Bürger wurden dazu aufgerufen, sich der Situation in dem Land bewusst zu sein und die notwendigen Vorsichtsmassnahmen zu treffen.
Im Internet wurde in den letzten Tagen viel darüber spekuliert, ob China von einer «neuen Epidemie» heimgesucht werde. In einigen Beiträgen auf der Plattform X hiess es sogar, dass das Land das wahre Ausmass der Situation vertusche. Es gibt auch unbestätigte Berichte, dass Krematorien und Bestattungsunternehmen überlastet sind.