Volkskongress: Chinas Zensoren gehen gegen Augenrollen vor
Das Wichtigste in Kürze
- Weil eine chinesische TV-Reporterin mit den Augen gerollt hat, setzt China die Zensur ein.
- Der Volkskongress wies die Medien an, nicht über den Vorfall zu berichten.
Ein Augenrollen hat in China gereicht, um die Zensoren auf den Plan zu rufen: Die streng kontrollierten Medien des Landes wurden nach Angaben der in den USA ansässigen «China Digital Times» angewiesen, nicht mehr über eine Reporterin zu berichten, die auf dem Pekinger Volkskongress vor laufender Kamera genervt die Augen verdrehte. Die Frau hatte sich offenbar über die in die Länge gezogene Frage einer Kollegin geärgert.
Auch auf Weibo, dem chinesischem Twitter, löschten die Zensoren am Mittwoch sämtliche Videos von dem Vorfall, obwohl es dort am Vortag noch das meistdiskutierte Thema war. Viele Internetnutzer hatten den Ausbruch der Journalistin gefeiert und kritisierten die oft von der Regierung orchestrierten und harmlosen Fragen auf dem Volkskongress. «Ein Augenrollen sagt mehr als tausend Worte», schrieb ein Nutzer.
Chinas ohnehin strikte Zensoren gehen während der derzeit laufenden Jahrestagung des Parlaments, dem wichtigsten politischen Treffen des Jahres, noch härter gegen unerwünschte Meinungen vor als sonst.
So wurden Medien in diesem Jahr angewiesen, nur «vorsichtig» über die Verfassungsänderung zu berichten, mit der die Amtszeitbeschränkung für Chinas Präsidenten Xi Jinping aufgehoben wurde. Auch wurde es chinesischen Journalisten untersagt, «Fragen in Bezug auf Änderungen des Einkommensteuergesetzes» zu stellen.