China bestimmt Quarantäne anhand Mobilfunkdaten
Mittels Standortdaten möchte die chinesische Regierung bestimmen können, wer in Risiko-Gebieten war und unter Quarantäne gestellt werden muss. Das hat Folgen.
Das Wichtigste in Kürze
- Das Coronavirus breitet sich unaufhörlich aus.
- Unter Quarantäne gestellt wird, wer sich in einem Risikogebiet aufgehalten hat.
- Um zu evaluieren, greifen Behörden auf Mobilfunkdaten der Menschen zurück.
China zieht in der Bekämpfung des Coronavirus alle Register: Mit Drohnen werden Temperaturmessungen in der Bevölkerung durchgeführt und Menschen ohne Atemschutz nach Hause geschickt.
Personen, die sich in stark betroffenen Gebieten wie Wuhan aufhielten, werden unter Quarantäne gestellt. Doch wie macht man diese Menschen ausfindig?
Die chinesische Regierung verpflichtet Mobilfunkanbieter kurzerhand dazu, die Standortdaten ihrer Kunden für Regierungsmitarbeiter einfach ersichtlich zu machen. Die «New York Times» berichtete.
In response to the epidemic, China’s telecoms are now releasing user location data. It’s wild. Basically subscribers text a hotline and get a list of the provinces where they have roamed. That allows checkpoints, like the one below in Yiwu, to screen for people recently in Hubei. pic.twitter.com/P2PPHlpxAS
— Paul Mozur 孟建國 (@paulmozur) February 13, 2020
An Kontrollpunkten können Passanten somit dazu aufgefordert werden, ihr Handy hervorzuholen und eine mit einem Code versehene SMS an ihren Mobilfunkanbieter zu senden. Dieser wiederum reagiert mit einer Liste an Orten, die der Kunde in den letzten Wochen besucht haben soll.
Fehlerhafte Standortdaten mit weitreichenden Konsequenzen
Diese Form der Überwachung ist trügerisch: So berichtet ein Twitternutzer empört: «Bei mir hiess es, ich sei in den letzten zwei Wochen in über 15 Städten gewesen! Das kann unmöglich stimmen! Alles, was ich machte, war, einen Non-Stop-Zug von Peking nach Nanjing zu nehmen!»
Die Folge: Immer mehr eigentlich gesunde Menschen werden zusammen mit infizierten unter Quarantäne gestellt und laufen Gefahr, tatsächlich infiziert zu werden. Die Aufzeichnung des Standorts lässt sich durch Deaktivieren des GPS nicht verhindern.
Mittels Triangulation wird der Standort bei jedem Anruf und SMS registriert. Was chinesische Handy-Besitzer jedoch machen können, ist, ihr Handy ganz einfach auszuschalten. Hierauf kann der Standort nicht mehr aufgezeichnet werden.
Mobilfunkanbieter wehren sich
Aus Angst, die Standortdaten könnten verkauft oder anderweitig missbraucht werden, wehren sich lokale Mobilfunkanbieter gegen den Entscheid der chinesischen Regierung.