Digitaler Wandel treibt Facebook an
Zu Beginn der Corona-Krise machten sich Analysten Sorgen um das Facebook-Geschäft. Würden kleine Händler oder Cafés noch Anzeigen bei dem Online-Netzwerk schalten? Doch es stellte sich heraus, dass sogar mehr von ihnen ihr Geschäft stärker ins Netz verlagern.
Das Wichtigste in Kürze
- Das Geschäft von Facebook bekommt einen Schub, weil mehr Unternehmen in der Corona-Krise auf digitale Plattformen setzen.
Der vor allem mit Werbung erzielte Umsatz des Online-Netzwerks stieg im vergangenen Quartal im Jahresvergleich um 22 Prozent auf 21,2 Milliarden Dollar.
Unterm Strich blieb ein Gewinn von 7,85 Milliarden Dollar übrig - ein Plus von 29 Prozent. Dazu trug eine Steuergutschrift von gut 900 Millionen Dollar für Ausgaben für Forschung und Entwicklung bei.
Einen grossen Teil der Facebook-Werbekunden machen kleine und mittlere Unternehmen aus. Viele von ihnen - wie etwa Cafés oder Restaurants - wurden hart von der Pandemie getroffen. Deswegen war befürchtet worden, dass sie ihre Ausgaben für Anzeigen zurückfahren. Zugleich gab es im Juli einen Werbeboykott grosser Kunden aus Protest gegen Hassreden auf der Plattform.
Dass Facebook dennoch solides Wachstum verzeichnet, liegt auch daran, dass kleine und mittlere Unternehmen in der Krise auf der Suche nach neuen Geschäftsmöglichkeiten verstärkt ins Internet gehen. Facebooks Werbegeschäft sei von diesem beschleunigten Wandel vom traditionellen zum Online-Handel angetrieben worden, betonte Finanzchef Dave Wehner. Facebook hatte schnell eine Handels-Plattform entwickelt. Die für das operative Geschäft zuständige Top-Managerin Sheryl Sandberg nannte als Beispiel eine Familienfirma, die Seifen aus eigener Herstellung sonst auf Wochenmärkten verkaufte. In der Pandemie nutze sie nun Facebook als Plattform und habe ihr Geschäft ausgebaut.
Facebook baut darauf das Argument auf, dass das Online-Netzwerk in der Krise eine schützenswerte Rolle für die Wirtschaft spiele. Vor diesem Hintergrund kritisiert Facebook unter anderem die Pläne von Apple für Privatsphäre auf dem iPhone, bei denen die Nutzer jeder App einzeln das Tracking für Werbezwecke erlauben sollen. Das könnte Facebook daran hindern, Daten zu einem Nutzer quer über verschiedene Apps zu sammeln und damit die Werbung präziser zu personalisieren. Er sei besorgt, dass solche Einschränkungen oder EU-Datenschutzpläne «einen bedeutenden negativen Effekt für kleine Unternehmen und die wirtschaftliche Erholung im Jahr 2021 oder darüber hinaus haben könnten», sagte Gründer und Chef Mark Zuckerberg.
Die Zahl der täglich aktiven Facebook-Nutzer stieg binnen drei Monaten um 30 Millionen auf rund 1,82 Milliarden, wie das Online-Netzwerk nach US-Börsenschluss am Donnerstag weiter mitteilte. Auf mindestens eine App aus dem Konzern - wie Instagram und WhatsApp - greifen täglich 2,54 Milliarden Nutzer zurück.