10 Jahre «Charlie Hebdo»: Gefahr immer noch hoch
Zehn Jahre nach dem Anschlag auf Charlie Hebdo bleibt die Terrorgefahr in Frankreich hoch. Medien und Behörden berichten über aktuelle Entwicklungen.
Am 7. Januar 2025 jährte sich der Anschlag auf die Redaktion von Charlie Hebdo zum zehnten Mal. Die Satirezeitschrift veröffentlichte dazu eine Sonderausgabe mit Karikaturen über Gott.
Laut «Tachles» zeigt das Titelblatt einen Leser, der auf einem Sturmgewehr sitzt. Der Direktor von Charlie Hebdo, Laurent Sourisseau, verteidigt in einem Leitartikel die Macht der Satire.
«Wenn Du lachen willst, heisst das, dass Du leben willst», zitiert «Tachles» aus dem Artikel.
10 Jahre nach Anschlag auf Charlie Hebdo
In Paris fand eine stille Gedenkveranstaltung statt. Wie «3sat» berichtet, wurden die Namen der zwölf Opfer von Charlie Hebdo verlesen.
Präsident Emmanuel Macron und Bürgermeisterin Anne Hidalgo legten einen Gedenkkranz nieder.
Aktuelle Bedrohungslage
Die Terrorgefahr in Frankreich bleibt auch ein Jahrzehnt nach dem Anschlag auf die Redaktion von Charlie Hebdo weiterhin hoch. Innenminister Bruno Retailleau warnt laut «Tagesschau» vor einer veränderten Form der Bedrohung.
«Sie kommt jetzt hauptsächlich von innen – junge Menschen, die sich über soziale Medien radikalisieren.»
Die französischen Sicherheitsbehörden beobachten laut «Tachles» zwei besorgniserregende Entwicklungen.
Neue Entwicklungen bringen Gefahrenlage
Zum einen gibt es die Auswirkungen des Hamas-Angriffs auf Israel und des Gazakriegs. Zum anderen die Lage in Syrien nach dem Sturz von Baschar al-Assad.
Die französische Antiterrorismus-Staatsanwaltschaft PNAT verzeichnet einen Anstieg der Ermittlungsverfahren. «Tachles» berichtet von 59 eröffneten Verfahren im Bereich Dschihadismus zwischen Januar und Anfang Dezember 2024.
Verändertes Täterprofil
Experten stellen fest, dass sich heute deutlich jüngere Menschen radikalisieren. Laut «Tachles» liefen 2023 insgesamt 15 Ermittlungsverfahren gegen Minderjährige, 2024 sogar 18.
Die Radikalisierung geschehe oft online. Die Fähigkeiten des IS haben sich im letzten Jahrzehnt verändert.
«Tachles» zitiert die französische Generaldirektion für Innere Sicherheit (DGSI): Der IS sei heute in der Lage, französische Staatsangehörige direkt zu «Gewaltakten zu inspirieren».
Reaktionen und Massnahmen
Neben dem Islamismus bereitet auch der Rechtsextremismus den Ermittlern Sorgen. «Tachles» berichtet von 15 Ermittlungsverfahren wegen rechtsextremer Gewaltpläne im vergangenen Jahrzehnt – vier davon laufen noch.
Nach den Anschlägen 2015 verschärfte Frankreich seine Anti-Terrorgesetze. Laut «Tagesschau» kündigte der damalige Regierungschef Manuel Valls verschiedene Massnahmen an.
Dazu gehörten spezielle Gefängnisbereiche für Dschihadisten und erweiterte Kompetenzen für Geheimdienste.
Neue Datenbank angelegt
Zudem wurde eine zentrale Datenbank eingerichtet. «Tagesschau» zitiert Valls:
«Wer in dieser Datenbank steht, wird in regelmässigen Abständen seinen Wohnort bestätigen müssen und die Behörden über jeden Wohnortwechsel oder Aufenthalt im Ausland informieren.»
Trotz verstärkter Sicherheitsmassnahmen bleibt die Bedrohung bestehen. Innenminister Retailleau betont laut «Tagesschau»: «Allein im vergangenen Jahr haben unsere Dienste neun Anschläge vereitelt, die höchste Zahl seit 2017.»