Tiefstand bei den Corona-Todesfällen
Wohl alle Menschen sehnen sich nach weiteren Lockerungen. Doch das Infektionsgeschehen deutet eher darauf hin, dass die Lage demnächst wieder kritisch werden könnte. Eine wichtige Kennzahl aber ist ermutigend niedrig.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Gesundheitsämter in Deutschland haben dem Robert Koch-Institut (RKI) binnen eines Tages so wenige Todesfälle gemeldet wie seit 1. November nicht mehr.
34 neue Todesfälle wurden verzeichnet (1.11.: 29), wie aus den Daten des RKI vom Montag hervorgeht. Auf ein vermindertes Infektionsgeschehen lässt sich daraus aber nicht schliessen - im Gegenteil geben wichtige Kennwerte inzwischen deutliche Hinweise auf einen neuen Anstieg.
So wurden am Montag mit 5011 Corona-Neuinfektionen merklich mehr gemeldet als am Montag vergangener Woche (4732). Die Zahl der binnen sieben Tagen gemeldeten Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner (Sieben-Tage-Inzidenz) lag laut RKI am Montag bundesweit bei 68 - und damit höher als am Vortag (66,1). Einen solchen Wert hatte es zuletzt am 10. Februar gegeben, also vor fast vier Wochen. Danach war die Inzidenz noch einige Tage gesunken, ein Tiefstand wurde mit 56,8 am 19. Februar erreicht. Seither geht es mit dem Wert in der Tendenz wieder merklich aufwärts.
Bestätigt wird der Trend von der Entwicklung der sogenannten Reproduktionszahl: Der im abendlichen Lagebericht des RKI angegebene bundesweite Sieben-Tage-R-Wert lag in den vergangenen zwei Wochen (seit 22.2.) stets deutlich über 0,9 und an der Mehrzahl der Tage über 1. Das bedeutet, dass 100 Infizierte rechnerisch mehr als 100 weitere Menschen anstecken - ein anhaltend über 1 liegender Wert gilt darum als Signal für eine Zunahme beim Infektionsgeschehen.
Das Sieben-Tage-R vom Sonntagabend lag laut RKI-Lagebericht bei 1,06 (Vortag 1,06). Der Wert bildet jeweils das Infektionsgeschehen vor 8 bis 16 Tagen ab.
Der bisherige Höchststand der Inzidenz war am 22. Dezember 2020 mit 197,6 erreicht worden, der Höchststand von 1244 neu gemeldeten Todesfällen am 14. Januar 2021. Bei den binnen 24 Stunden registrierten Neuinfektionen war mit 33.777 am 18. Dezember der höchste Wert gemeldet worden - er enthielt allerdings 3500 Nachmeldungen.
Die aktuellen Daten geben den Stand des RKI-Dashboards von 04.40 Uhr wieder, nachträgliche Änderungen oder Ergänzungen des RKI sind möglich. Am Montag sind die vom RKI gemeldeten Fallzahlen meist niedriger, unter anderem weil am Wochenende weniger getestet wird.
Die gemeldete Zahl von 34 Todesfällen bezieht sich explizit nicht darauf, wie viele Menschen binnen eines Tages gestorben sind. Es geht um die Zahl der Meldungen an das RKI. Darin können auch Todesfälle enthalten sein, die schon einige Zeit zurückliegen.
Die Zahl der Toten hinkt der Entwicklung bei den Fallzahlen stets erheblich hinterher, laut RKI liegen zwischen Symptombeginn und Tod im Mittel rund zwei Wochen. Die Zahl der Neuinfektionen hatte Anfang 2021 über mehrere Wochen abgenommen und etwa Mitte Februar die tiefsten Werte erreicht. Es war also zu erwarten, dass in der Folge auch die Todeszahlen fallen. Ob sich ein Anstieg bei den Fallzahlen mit der üblichen Verzögerung in den Todeszahlen widerspiegeln würde oder ob die hohen Raten bei der Impfung von Senioren schon merklich Wirkung zeigen würden, lässt sich noch nicht gesichert sagen.
Das RKI zählte seit Beginn der Pandemie 2.505.193 nachgewiesene Infektionen mit Sars-CoV-2 in Deutschland. Die tatsächliche Gesamtzahl dürfte deutlich höher liegen, da viele Infektionen nicht nachgewiesen und damit nicht erfasst werden. Die Zahl der Genesenen gab das RKI am Montag mit etwa 2.310.900 an. Die Gesamtzahl der Menschen, die an oder unter Beteiligung einer nachgewiesenen Infektion mit Sars-CoV-2 gestorben sind, stieg auf 71.934.