E-Scooter: Erste Anbieter vor Start, Verbraucher skeptisch
Schon bald können Elektro-Tretroller bundesweit über die Radwege düsen. Richtig gut finden das aber anscheinend nicht allzu viele Menschen.
Das Wichtigste in Kürze
- Nach langen Diskussionen könnten schon in wenigen Tagen die ersten Anbieter Elektro-Tretroller in deutschen Städten zum Verleih bereitstellen.
«Wir sind sofort startklar und erwarten die nächsten Tage die Genehmigung durch das Kraftfahrt-Bundesamt», sagte Lawrence Leuschner vom Verleih «Tier Mobility» aus Berlin der «Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung» (FAS). Ob die erwartete - und von vielen Verkehrsexperten befürchtete - E-Scooter-Schwemme dann wirklich durch die Strassen flutet, bleibt abzuwarten. Derzeit stehen die meisten Menschen den kleinen Elektro-Gefährten eher skeptisch gegenüber, ergab eine Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov im Auftrag der Deutschen Presse-Agentur.
Am Samstag trat die Verordnung mit der generellen Zulassung von Elektro-Tretrollern in Deutschland und den technischen Anforderungen in Kraft. Hersteller und Verleihfirmen können nun weitere Vorbereitungen angehen, damit Fahrer ab 14 Jahren bald losrollen können. Dafür benötigen die Hersteller eine Allgemeine Betriebserlaubnis für ihre Modelle vom Kraftfahrt-Bundesamt (KBA).
Leuschner von «Tier Mobility» wartet derzeit auf diesen Bescheid, sagte er der «FAS». Der Verleiher stellt seine Gefährte demnach bereits in 20 Städten Europas bereit. In Deutschland sollten unter anderem Berlin, München und Frankfurt zuerst bestückt werden. «Das Auto hat in Städten nichts zu suchen», sagte Leuschner der Zeitung. «Es ist laut, dreckig und für kurze Strecken das grundfalsche Fortbewegungsmittel.»
Viele Bundesbürger sehen dem Verleihstart indes mit Zweifeln entgegen: Mehr als die Hälfte der Befragten fanden laut YouGov-Umfrage die Zulassung der Gefährte auf Radwegen nicht gut: 57 Prozent gaben an, dies «schlecht» oder «mittelmässig» zu finden. 38 Prozent antworteten dagegen mit «gut», «sehr gut» oder «ausgezeichnet», 5 Prozent mit «weiss nicht/keine Angabe».
Noch klarer waren die Aussagen bei der Frage, ob man sich in nächster Zeit einen E-Roller anschaffen möchte. 77 Prozent wollten dies «bestimmt nicht» oder «wahrscheinlich nicht» tun. Lediglich 2 Prozent sind eigenen Angaben zufolge «bestimmt» dabei, weitere 4 Prozent «wahrscheinlich».
Ähnlich zurückhaltend sieht es bei der Nutzung von Leihfahrzeugen aus. Ob sie in nächster Zeit einen E-Roller leihweise nutzen wollen? 73 Prozent der Befragten gaben an, dass sie dies «bestimmt nicht» oder «wahrscheinlich nicht» tun werden. 3 Prozent sind allerdings «bestimmt» dabei, 5 Prozent «wahrscheinlich» und 17 Prozent immerhin «vielleicht».
Der Autofahrerclub ADAC warb angesichts des baldigen Starts von Elektro-Tretrollern für mehr Rücksicht auf schwächere Verkehrsteilnehmer. «Das gilt insbesondere für Autofahrer», sagte ADAC-Vizepräsident Gerhard Hillebrand der Deutschen Presse-Agentur anlässlich des Verkehrssicherheitstags am Samstag. Es gelte aber auch für Nutzer von E-Scootern mit Blick auf Fussgänger, die unerwartet den Radweg passieren könnten.
Damit die Verkehrssicherheit unter der neuen Vielfalt nicht leide, brauche es klare Verhaltensregeln, wer wo und wie schnell unterwegs sein dürfe. Nötig seien allerdings auch mehr Rücksichtnahme und Fairness. «Was wir derzeit besonders in unseren Grossstädten erleben, ist immer häufiger nicht tragbar», sagte Hillebrand.
Auch Verkehrserziehung und die Ausbildung von Fahranfängern müssten angepasst und insgesamt ausgeweitet werden. Der ADAC rechnet generell damit, dass zunehmend motorisierte Klein- und Kleinstfahrzeuge unterwegs sein werden.