Affäre um Adidas: Freispruch für Geschäftsmann Tapie
In der Affäre um Adidas ist der französische Geschäftsmann Bernard Tapie nach jahrelangem Rechtsstreit freigesprochen worden.

Das Wichtigste in Kürze
- Bernard Tapie führte lange einen Rechtsstreit wegen Betrug und Hinterziehung von Geldern.
- Die Staatsanwaltschaft forderte fünf Jahre Haft für den Geschäftsmann Tapie.
- Aber: Der Ex-Minister und Chef des Vereins Olympique Marseille wurde freigesprochen.
Das Pariser Strafgericht urteilte am Dienstag, es gebe keine Beweise für Betrug und die Hinterziehung öffentlicher Gelder. Die Staatsanwaltschaft hatte fünf Jahre Haft für Tapie gefordert. Der 76-Jährige zeigte sich sehr zufrieden über das Urteil.
«Das zeigt, dass man immer bis zum Schluss kämpfen muss», sagte Tapie der Zeitung «La Provence». Der frühere Minister und Ex-Chef des Erstligavereins Olympique Marseille (OM) war der Urteilsverkündung wegen einer Krebserkrankung ferngeblieben.
Die Pariser Richter urteilten, eine Einflussnahme Tapies auf das Urteil eines privaten Schiedsgerichts von 2008 lasse sich nicht nachweisen. Das Schiedsgericht hatte dem Geschäftsmann gut 400 Millionen Euro Schadenersatz des Staates zugesprochen.
Der Grund war: Weil ihn eine damals staatliche Bank bei dem Verkauf des Sportartikelherstellers Adidas 1993 übervorteilt habe. Im Mai 2017 ordnete das Pariser Berufungsgericht die Rückzahlung der Millionensumme durch Tapie an.

Affäre um Adidas sorgte für grosse Empörung
In dem Fall spielt auch die designierte Präsidentin der Europäischen Zentralbank (EZB), Christine Lagarde, eine Rolle. Sie wurde 2016 wegen Beihilfe zur Veruntreuung von Staatsgeldern schuldig gesprochen.
Der Grund: Sie rief das private Schiedsgericht als französische Wirtschaftsministerin an und legte nach dem Urteil zu Gunsten Tapies keine Rechtsmittel ein. Lagarde ging in dem Verfahren aber straffrei aus. Die heutige Chefin des Internationalen Währungsfonds (IWF) soll im November an die Spitze der EZB rücken.
In Frankreich sorgte die Affäre um Adidas für grosse Empörung: Der Verdacht stand im Raum, dass Lagarde im Auftrag des konservativen Präsidenten Nicolas Sarkozy handelte. Diesen hatte Tapie vor seinem Wahlsieg 2007 unterstützt. Sarkozy hat eine Einflussnahme zugunsten des Geschäftsmannes aber stets bestritten. Auch Tapie wies alle Vorwürfe zurück.

In dem Prozess um Adidas standen auch fünf weitere Verantwortliche vor Gericht, die ebenfalls freigesprochen wurden. Darunter ist auch der frühere Kabinettschef Lagardes im Wirtschafts- und Finanzministerium, Stéphane Richard. Er ist heute Chef des Telekommunikations-Konzerns Orange und äusserte sich «ausserordentlich erleichtert» über das Urteil. Die Anklage hatte für ihn 18 Monate Gefängnis gefordert.
Staatsanwaltschaft kann noch Rechtsmittel einlegen
Die Pariser Staatsanwaltschaft kann noch Rechtsmittel gegen den Richterspruch einlegen. Sie hatte für fünf der Angeklagten Haftstrafen gefordert.
Der 1943 geborene Tapie ist ein in Frankreich höchst umstrittener Manager und Ex-Politiker. Unter dem sozialistischen Präsidenten François Mitterrand war er in den 90er Jahren Minister für Städtebau.
Wegen einer Korruptionsaffäre um den Fussballverein Olympique Marseille wurde er Ende 1995 zu acht Monaten Gefängnis verurteilt. Den Verein hatte er 1986 gekauft. Schon zuvor musste Tapie Privatinsolvenz anmelden.